Die Schrift: Das Wort spielt eine wichtige Rolle |
Die Schrift kannst du öffnen und lesen,
das Verborgene entdecken,
das Verschlüsselte entschlüsseln,
das Leben erlesen und verstehen
in einem neuen Licht.
Da fällt mein Blick auf die Kerze,
ich sehe das Licht des ersten Tages,
das Licht, das nicht Sonne ist noch Mond,
nichts daran ist natürlich,
es ist die reine Gnade, das große Wunder –
Zeichen, Schriftzeichen, Buchstaben, Wörter:
„Jehi or! W a jehi or.“
Ach, das „Waf, diese wunderbare Krücke,
dieser Haken, der dich beschirmt,
oder was ist es sonst: eine Gehhilfe,
besser vielleicht eine Sehhilfe,
die verbindet und zeigt,
was wir nicht sehen:
Es werde Licht!
U N D : Es ward Licht.
Ich schweife ab und schwelge im Hebräischen,
aber das muss man wohl,
wenn man was ahnen will von der Schöpfung.
Die Kerze ziert das Alpha und Omega,
die Sprache des Neuen Testaments:
Jesus sagt: „Ich bin das A und das O,
der Anfang und das Ende.“
Und anderswo: „Ich bin das Licht der Welt!“
Wir verstehen:
Worte sind Zeichen.
Worte sind dann von Bedeutung,
wenn man sie nicht wörtlich nimmt
und gerade so beim Wort nimmt.
Jesus, das Licht der Welt.
Bringen wir die Dinge zusammen.
Es steht geschrieben, in der Thora,
genauer bei den Propheten, bei Jesaja:
„Deine Toten werden leben,
deine Leichname werden auferstehen“.
(Jes 26,19)
Der, der in den Tod gehen mußte und gegangen ist,
der ist aus dem Tode gekommen
und lebt –
wahrhaftig: Es werde Licht.
„Das Wort ward Fleisch“,
und das Fleisch geht in den Tod, –
es vergeht,
aber es verdirbt nicht:
Deine Toten werden leben.
Mein Gott,
Geheimnis des Glaubens,
Wahrheit der Schrift,
Zukunft im Wort.
Ich sehe Menschen am Tisch versammelt |
Ich sehe Menschen
am Tisch versammelt,
staunend, freudig, überwältigt, erlöst, zweifelnd auch –
das Licht spiegelt sich auf ihren Gesichtern,
das A und das O,
der Anfang und das Ende.
Jesus in der Mitte,
du siehst ihn nicht,
du siehst nur die Kerze,
du spürst ihn nicht,
aber du liest das Alpha und das Omega,
und du siehst eine Taube.
Aus der Ferne aber drängt Dunkles ins Bild,
Nachrichten aus Nigeria,
grenzenlose Industrialisierung,
rauchende Schlote,
brennende Ölfelder,
verseuchtes Wasser,
abschüssige Hütten,
alles kippt,
rette sich, er kann,
aber wer kann das schon!?
Rom macht die Grenzen dicht,
das politische Rom, muss ich betonen,
denn es gibt neben der Kirche immer auch die Politik,
Spanien baut die Küsten zur Festung aus;
und wer es rüber schafft aus Afrika,
wird zurückgeschickt
mit modernen Flugzeugen auf Kosten der EU.
Ich sehe den Jungen, einsam dahintreibend –
ich sehe mehr:
der Mensch auf einem Pulverfaß,
unterwegs auf einem reißenden Strom,
die Winde wehen wie nie,
die Wasser steigen,
die Welt hört von Wellen:
Flutwellen und Flüchtlingswellen,
Land unter,
wo ist der rettende Kasten,
der Mensch, der eine Arche baut?
Seltsam,
erst wenn die Welt in Trümmern liegt
liest man auch in der Zeitung
von Wörtern, die man fast vergessen hatte,
die keiner mehr kannte:
Es ist die Hölle.
Es ist wie die Sintflut.
Apokalyptische Bilder tauchen auf
aus dem Unbewussten ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.
Dabei ist es diesmal nur der Mensch.
Gott hat damit nichts mehr zu tun.
Der Mensch macht jetzt alles selber:
macht die Hölle heiß,
früher sagte man Erde.
Adam lässt die Wasser steigen,
die der HERR Gott einst gesammelt hat
an besondere Orte.
Apokalpyse now, made bei men and women
from China, from Europe, from the USA,
o mein Gott!
Ja,
lasst mich zum Ende noch einmal von IHM reden,
damit ich nicht nur schwarz sehe,
nur das eine traurige Drittel und Kapitel des Bildes.
Ich sehe ja in allem und über allem immer noch
Die Kerze, das Licht, das Alpha, das Omega,
die Taube, die Worte der Schrift,
die Thora, das zweite Testament,
das nichts aufhebt vom ersten,
das wir das alte nennen,
weil es zuerst da ist vor dem anderen, dem neuen.
Auf die Meditation folgen Teilen und gemeinsames Mahl: Agapemahl |
So komme ich
auf meiner kurzen Suche nach dem Verlorenen auf den Anfang zurück,
auf die Sache mit der Schrift,
auf die Worte,
die ich fand,
und die die Welt im innersten zusammenhalten:
sie sind so klar,
so schön und wahr,
wie sie klarer, schöner und wahrer
nicht sein könnten.
Sie sind alt und sie stehen am Anfang der Schrift,
im alten Testament, das bleibt,
so lange Menschen leben
und Gottes Wort lesen:
„Bereschit bara elohim
et ha-schamiajim w-et hat aretz.“
Man kann das kaum richtig übersetzen ,
aber wir können’s ja nicht anders,
als es zu versuchen:
„Am Anfang also schuf Gott Himmel und Erde.“
Vielleicht hört ihr es:
Leben braucht einen Ort,
der wohl bereitet ist,
geschaffen aus lauter Liebe,
nicht produziert
nach der Maßgabe der Effizienz und Rationalität,
auch nicht nach Maßgabe der Evolution.
Die Theorie ist richtig, keine Frage.
Damit ich nicht falsch verstanden werden:
Alles spricht für diese Theorie.
Der Kreationismus zerstört das schönste,
was wir haben:
die Wahrheit der Schrift,
erzählt in einer Weise,
die es nicht verträgt,
jedes Wort wörtlich zu nehmen.
Wer das macht, macht alles kaputt,
zuerst und zuletzt die Schöpfung.
Aber ich rede ja nicht
vom Leben nach der Biologie,
sondern vom Leben nach der Schrift,
und da ist klar:
Leben braucht einen Ort,
der bereitet wird wunderbar von Gott,
und weiter:
am Anfang schon und erst recht am Ende
braucht Leben mehr als einen Ort :
nicht nur die eine Erde,
sondern auch – aufgepasst:
nicht d e n Himmel, sondern die Himmel.
Die Liebe kennt sieben.
Die Bibel kennt auch sieben.
Die Juden kennen ein Licht für jeden Tag.
Jeder Tag auf Erden ein Stück Erinnerung
an die Himmel;
und am Ende steht der Sabbat :
die reine Freude,
selige Stille, das pure Leben,
einfach zum Genießen,
zur Ruhe kommen bei Gott:
Und ER ganz nah.
Höre Israel,
aber jetzt auch ihr Heiden
horcht aus allen Völkern!
Ihr seid begnadigt und errettet durch die Liebe Gottes, die Christus Jesus erschienen
und zur Welt gekommen ist.
Gott sei Dank.
Text: Jörg Oberbeckmann, Fotos: Hupsy
Wer Jörgs Gedanken etwas stärker vertiefen und ihre Entstehung nachvollziehen will, klicke bitte unter Dies und Das den Beitrag „Anmerkungen zur Meditation von Jörg Oberbeckmann“ an.
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