Gemischter Chor aus Studierenden, Lehrenden, Angestellten. Ein gelungenes Projekt.

Epheser 5,1-8
Seid also Nachahmer Gottes 
als geliebte Kinder 
und wandelt in der Liebe, 
wie auch Christus uns geliebt hat 
und hat sich selbst für uns dahingegeben 
als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch. 

Von sexueller Verfehlung aber und jeder Art Unreinheit oder Geldgier soll bei euch nicht einmal die Rede sein,
wie es sich für Heilige gehört. noch übles und törichtes oder leichtfertiges Geschwätz.
Das gehört sich nicht, sondern vielmehr Danksagung. 

Denn das sollt ihr wissen, 
dass keiner, der sexuell verletzend oder unrein oder geldgierig ist, – das bedeutet Götzendienst – 
ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes. 
Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten; 
denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. 
Darum seid nicht ihre Genossen. 
Denn ihr wart früher Finsternis; 
nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. 

Jörg Oberbeckmann

Meditation 
Kinder müssen ungeheuer viel lernen; 
wir wissen gar nicht, wie viel. 
Sie lernen Stimmen hören und zu unterscheiden, 
sie lernen Mutter und Vater zu erkennen, 
Geschwister wahrzunehmen.
Sie lernen, Töne von sich zu geben und zu sprechen. 
Sie lernen sich aufzurichten und eines Tages aufrecht zu gehen. 
Sie lernen, Beziehungen aufzubauen, Konflikte auszuhalten, zu streiten, zu vergeben, sich zu versöhnen. 

Irgendwann entdecken sie das Böse – zuerst an anderen und danach auch bei sich selbst. Schließlich sind sie hinein gewachsen ins Leben, in die Widersprüche des eigenen Lebens und der Welt. 
Sexuelle Phantasien gehören auf dem Weg zum Erwachsenwerden dazu – vielleicht schämt man sich dafür, will sie nicht wahrhaben, sie werden verdrängt, verschwiegen – hoffentlich kann man irgendwie mit ihnen leben, 
ohne andere Menschen zu missbrauchen oder zu verletzen. 

Wenn es nicht gelingt, ist das eine Katastrophe, 
für andere Menschen, für den Betroffenen, 
für die Gemeinschaft, der er angehört: 
die Familie, die Gemeinde, die Schule, die Kirche. 

Der Mensch ist ein Kind der Natur ist und darum immer auch ein Gefangener seiner Anlagen, seiner Erziehung und seiner Erfahrungen, auch seiner Triebe und seines Unbewussten. 
Es ist oft die Bekanntschaft mit der Finsternis. 

Die Bibel bringt diese Lebensverhältnisse des Menschen auf einen Begriff: „alter Adam“ heißt dieser Mensch, der von Erde genommen ist und zu Erde werden wird, der also ein Teil der Natur ist und dem nichts natürliches fremd ist. 

Man kann das Leben eines Menschen so beschreiben und verstehen, ohne ein Wort über Gott zu verlieren. Aus der Verbindung zweier Menschen ist ein neuer Mensch entstanden, dessen Lebensgeschichte durch Erbanlagen, Erziehungsversuche, genetische Vorgaben und gesellschaftliche Erfahrungen und eigene Möglichkeiten bestimmt ist.
Am Ende verfällt dieses Leben dem Tod. Es ist finster geworden. 
Früher wart ihr Finsternis, – schreibt der Apostel. 

Jetzt aber ist es anders geworden, nachdem ihr erfahren habt: 
Kinder seid Ihr – 
nicht Kinder der Finsternis und des Todes, sondern Kinder des Lichtes, Kinder Gottes! Auch Kinder Gottes müssen lernen – viel lernen. Kinder des Lichtes sind Anwälte der Aufklärung. 
Der Glaube erleuchtet, klärt auf, verändert die Sicht und die Welt.
Wir verstehen: Nicht nur Menschen haben mich gemacht. 
Gott hat den Menschen gewollt und Gott hat mich geschaffen. 
Gottes Wollen und Wirken ist der Ursprung des Menschen, ist der Ursprung allen Lebens, auch meines Lebens. 

So spricht der Briefabschnitt aus dem Epheserbrief uns an: 

Neben Jörg trugen Studierende aus verschiedenen Ländern Gedanken vor.

„als Gottes geliebte Kinder!“ 
Gewiss, der Mensch ist sich selbst und anderen oft ein Rätsel in dem, was er denkt und tut. Aber das Rätsel des Menschen löst sich auf im Geheimnis, das mit dem Namen Gottes in sein Leben tritt. 
Mit Gottes Hilfe und in Gottes Namen bekommt der Mensch nämlich eine andere Identität, eine zusätzliche Herkunft und eine ganz andere Zukunft als die, die er irdisch hat und kennt. 
Und er bekommt auch die Möglichkeit eines anderen Lebens und eines alternativen Lebensstils: wider die Natur sozusagen, im Kampf gegen den „alten Adam“. 

Das äußere Zeichen dieses anderen Lebens, dieser anderen Herkunft vom Himmel her, dieser neuen Zukunft auf das Reich Gottes hin, ist die Taufe: da stirbt der „alte Mensch“, dieses rätselhaft böse Wesen mit finsteren Gedanken und unerklärlichen Trieben, da geht der Gefangene des Todes sinnbildlich unter und heraus kommt ein befreiter Mensch – erlöst von allem Bösen, 
Gott geheiligt, zum Leben bestimmt, – ein Kind des Höchsten, Gottes Sohn, Gottes Tochter, Du!
So wäre das also als erstes aus der Heiligen Schrift zu lernen: 
dass wir Kinder sind, alle miteinander Kinder Gottes. Dieses sind wir nicht von Natur aus, sondern sola gratia – gratis also, geschenkt, aus Gottes Gnade. 

Freude

Auch Kinder Gottes wissen um das Böse. Im Epheserbrief werden drei Bereiche genannt, in denen vieles zum Bösen geschieht: auf dem Gebiet des Sexuellen, auf dem Gebiet der Sprache und der Worte und zuletzt genannt: die Gier nach Geld. 
Wir können uns immer nur wundern, wie offen der Apostel alle Bereiche des menschlichen Lebens anspricht und die Gefährdungen ausspricht. 

Darum zuerst zum Sexuellen – aus der Sicht des Apostels nach dem Epheserbrief: 
In der Nachahmung Gottes kann kein Mensch etwas gegen die Sexualität haben. Sie gehört zum Menschen hinzu, den Gott geschaffen hat als Mann und Frau, die „ein Fleisch“ werden dürfen, können und sollen. Kein Raum für einen einzigen Gedanken an Sünde in diesem Zusammenhang, wenn es um das Geschlecht und den Geschlechtsverkehr geht. 
Da ist alles gut – gut von Gott geschaffen: ein Mensch in zweierlei Gestalt und Geschlecht, auf dass sie Freude aneinander haben und sich in Lust und Liebe begegnen und erkennen und einer dem anderen eine Hilfe sei. 
Es kann daraus nur eines folgen: Danksagung. 
Gott sei Dank, dass es so ist, dass er ihn so geschaffen hat: 
den einen Menschen in zweierlei Geschlecht, als Mann und Frau. 

Allerdings können aus der geschlechtlichen Anlage des Menschen auch Probleme entstehen und Schwierigkeiten erwachsen, die zu Verletzungen führen. 
Ich brauche das in diesen Tagen nicht auszuführen. 
Die Fälle sexuellen Missbrauchs von Menschen, nicht nur in der Kirche, aber eben auch in der Kirche, beschäftigen die Medien und uns zurecht. 
Die Frage ist nur, wie wir damit umgehen, was wir inzwischen wissen: dass es Menschen gibt mit sexuellen Neigungen, die gefährlich und verletzend werden können. 
Tatsächlich kann die Sexualität eine Macht entfalten, die kein Mensch beherrschen kann und auch kein Glaube in Schach halten oder verändern kann. 
In der Kirche sollte man offen darüber reden können, ohne törichtes Geschwätz, ohne Häme, Lästereien und Spott, 
ohne Verurteilungen der Menschen, 
die etwas in sich fühlen, was besser nicht in ihnen wäre. 

Wenn es aber da ist, dann ist Verdrängen und Verschweigen sicherlich die falsche Therapie. Die Gemeinde Jesu Christi und auch eine Schule, die in seinem Geist lebt, könnte der Ort sein, wo ohne Angst und Scham dann doch über alles gesprochen werden kann, um die gewaltige Macht der Sexualität mit allen gefährlichen Begleiterscheinungen, mit Verletzungen und Zerstörungen, in den Herrschaftsbereich Gottes einzubringen,
sie in seinen Machtbereich einzuholen. 
Der zweite Bereich: Mehr als der Sexualität schenkt der Apostel der Sprache seine Aufmerksamkeit. 
Denn die Sprache bestimmt unser Denken und Leben mehr als alles andere. Worte können leer werden und ihren Sinn verlieren. 
Sie verlieren ihre Bedeutung. Sie werden missbraucht. 
Sie verletzen und verunglimpfen, sie können lügen. Die Sprache ist ein Bereich, in dem viel mehr gesündigt wird als im Sexuellen. 
Wie viel Dreck und Schmutz kommt zur Sprache in den Medien, in Talkshows, in Interviews, in Debatten, in der Schule durch Gerüchte, durch üble Nachrede, durch Lästereien, durch lästerliche Worte. 
Die Schule sollte der Ort sein, wo dummes und leeres und verletzendes Zeug nicht einfach so dahergeschwätzt und nachgeplappert wird, womöglich ohne sich was dabei zu denken. 

Agape ist Freundes-, Liebesmahl. Wer kann, gibt, alle haben teil.

Das dritte Beispiel, das der Apostel bringt, wovor sich der Gläubige hüten mögen, ist: Geldgier und Habsucht.
In der Gier und in der Sucht nach Geld und Gut verliert der Mensch seine Güte und seinen Gott. 
Er wird besessen von der Macht des Habenwollens, die zur Unzufriedenheit führt und die unschön macht, ja ganz hässlich macht. Zu sehen, was man haben könnte und doch nicht hat, macht unglücklich. 
Zu sehen, was wir haben an Brot und Essen, dargereicht auf Tischen in der Gestalt des Kreuzes, auch an Gemeinschaft hier an der Schule, an Möglichkeiten des Lernens und Lehrens, an ökumenischem Austausch, interreligiösem Gespräch, an Chancen, das Leben zu teilen, zu feiern: Brasilianischen Karneval und heute eine Agape, eine Feier im Bewusstsein des Dankes und der Liebe, das macht das Leben schön und lebenswert. 

× Stell uns deine Frage!