Damit aber nicht genug: Nachdem sich Krämer noch mal hingesetzt und das Thema überarbeitet hat, ist ein Buch daraus entstanden. Es ist kürzlich im Brasilienkunde-Verlag am Mettinger Institut für Brasilienkunde erschienen. Der Autor begibt sich dabei auf die Spuren der Missionare in Südamerika. Er hat dafür unzählige Quellen und Zeitschriftenbeiträge, Aufsätze und Fachliteratur ausgewertet. Der heutige Lehrer beschreibt in seinen Ausführungen, wie Franziskanerpatres aus Deutschland nach Brasilien kamen, um die Missionarsarbeit wieder aufzunehmen und neue Strukturen aufzubauen.

„Nach dem Ende des Kaiserreiches 1889 musste der Franziskanerorden in Brasilien neu aufgebaut werden“, berichtet Krämer. Die Staatskirche hatte das Ordensleben weitgehend lahmgelegt. In dieser Situation übernahmen die Franziskaner aus der Sächsischen Provinz vom Heiligen Kreuz den Wiederaufbau.

Krämer untersuchte, wie sie dabei vorgingen. Dabei fand er heraus, dass die deutschen Ordensleute vielfach nationalistisch geprägt waren und ihre Arbeit aus einem „kulturellen und religiösen Überlegenheitsdenken“ angingen. Dadurch habe ihr missionarisches Selbstverständnis eher dem eines Erziehers, als dem eines Seelsorgers entsprochen, schreibt Krämer. Das habe sich im Laufe der Jahre aber geändert, erzählt er. Mit der Zeit hätten die Ordensleute die brasilianische Lebensweise viel stärker in den Blick genommen.

1922 wurde das Kloster Bardel gegründet. Dort wurden Missionare für den nordostbrasilianischen Orden des Heiligen Antonius ausgebildet. In den 60er-Jahren führt die Spur schließlich nach Mettingen, als die Patres aus der nordostbrasilianischen Provinz dort das Kloster an der Sunderstraße gründeten. Aus dem Studienheim ging das Comenius-Kolleg hervor, wo Krämer sein Abitur machte.

Ein brasilianischer Orden in Mettingen. Das habe ihn schon immer fasziniert, sagt Krämer. Der Religionsunterricht bei Pater Donatus und Pater Osmar weckten sein Interesse für Theologie und Brasilien. Vor allem den authentischen Glauben der Patres, den sie vermittelten, haben ihn geprägt. „Ohne diesen Einfluss hätte ich nicht Theologie studiert“, sagt er. Pater Donatus habe ihm zudem bei der Veröffentlichung der Arbeit geholfen.

Darüber hinaus hat sich Krämer ein Bild von Brasilien vor Ort gemacht. Im Winter 2007/2008 studierte er dort für ein Semester. Zudem besuchte der 33-Jährige das südamerikanische Land 2004 ein paar Monate für Pater Beda. Auch das ließ die Idee zu einer Examensarbeit über die Mission der Franziskaner in Brasilien reifen.

Um ein lebensnahes Bild der Missionsarbeit zu bekommen, hat Krämer für seine Arbeit zahlreiche zeitgenössische Berichte aus Missionszeitschriften, Tagebucheinträge und Briefe gelesen. Die Zitate verwendet er aber auch, um dem Leser die Möglichkeit zu geben, die Sachverhalte selbst zu interpretieren. Krämer wohnt in Schlickelde und arbeitet heute an einer Förderschule in Schüttdorf. Er ist verheiratet und hat einen neun Monate alten Sohn. Guten Kontakt zum Comenius-Kolleg hält er natürlich immer noch. „Durch die Examensarbeit“, sagt er, „habe ich das Kolleg noch einmal ganz anders kennengelernt.“

Henning Krämer: Missionarisches Selbstverständ- nis deutscher Franziskanermis- sionare aus der Provinz vom hl. Antonius in Nordbrasilien (1889- 1960), ISBN 978-3-88559-97-2.

„Die Zeit am Comenius-Kolleg hat mich sehr stark geprägt.“

Comenius-Kolleg

Das Mettinger Comenius-Kolleg entstand erst nach der Zeitspanne, mit der sich Henning Krämer in seiner Examensarbeit über die deutschen Franziskanermissionare beschäftigt. Die Franziskanerpater am Mettinger Konvent gehören ebenfalls zur Provinz Nordostbrasiliens. Ab 1965 hatten sie im Tüöttendorf ein Studienheim, auf dem ursprünglich Spätberufene auf die Missionsarbeit in Brasilien vorbereitet wurden. 1972 nahm das Comenius-Kolleg als Weiterbildungseinrichtung den Betrieb auf. Auf dem zweiten Bildungsweg können Männer und Frauen seither dort ihr Abitur ablegen. 1992 kam das Studienkolleg für Studierende aus dem Ausland zum Erwerb der Zulassung für die Hochschulen in Deutschland hinzu. Erster Kollegdirektor war der im Frühjahr verstorbene Pater Serafin. Da Serafin von 1955 bis 1967 Provinzial der nordostbrasilianischen Franziskanerprovinz war, konnte er Krämer viele Information aus erster Hand für seine Arbeit liefern.-ola-

 

Quelle: IVZ, 02.06.2015

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