Für einige Studierende am Mettinger Comenius-Kolleg war die vor rund sieben Wochen verhängte Clusterquarantäne eine denkbar schwierige Situation. Vor allem für die Schüler aus dem Ausland, die auf keine familiären oder nachbarschaftlichen Strukturen zurückgreifen konnten. Für sie sprang der Einkaufsdienst der Mettinger Pfarrcaritas ein. Dafür sind die Studierenden den ehrenamtlichen Helfern sehr dankbar.


Schulleiter Thorsten Bahlmann (r.) und der stellvertretende Schulleiter Jörg Kamp (l.) dankten Cilly Kölker (2.v.l.), Angela Braun (3.v.l.), Irmgard Kölker (3.v.r.) und Matthias Meßbauer (2.v.r.) vom Team der Pfarrcaritas für die Hilfe während der Clusterquarantäne am Comenius-Kolleg. Im Hintergrund sind Studierende des Studienkollegs. | Foto: Anke Beimdiek

Wer sich in der Corona-Pandemie in häusliche Quarantäne begeben muss, ist auf die Unterstützung von Familie, Freunden oder Nachbarn angewiesen. Doch was macht man, wenn solche sozialen Strukturen fehlen? Wenn die einzigen Bekannten vor Ort die eigene Wohnung selbst auch nicht verlassen dürfen?

In diesem Dilemma steckten etliche ausländische Studierende des Comenius-Kollegs, als für die Schule vor etwa sieben Wochen eine sogenannte Clusterquarantäne verhängt wurde. In der schwierigen Situation, die für einige bis zu drei Wochen andauerte, sprang die Pfarrcaritas St. Agatha mit ihrem Einkaufsservice ein. Am Dienstagmorgen haben die Studierenden des Kollegs und die Schulleitung ihren „Corona-Helden“, wie auf einem Plakat zu lesen war, für diesen Einsatz gedankt.

Bei dieser Gelegenheit kritisierte Schulleiter Thorsten Bahlmann die Entscheidung des Gesundheitsamts scharf, rund 360 Studierende sowie das gesamte Lehrerkollegium von einem Tag auf den anderen in den Lockdown zu schicken: „Diese Maßnahme war völlig überzogen.“ Häusliche Isolation für eine ganze Schule anzuordnen sei seines Wissens ein bislang einmaliger Vorgang in NRW, sagte Bahlmann.

Kritik an den Behörden

Freitagabends habe ihn das Gesundheitsamt über die positiven Fälle insbesondere am Studienkolleg informiert, an dem viele Studierende aus Lateinamerika unterrichtet werden. Am Samstagnachmittag sei dann die Clusterquarantäne „undifferenziert“ für die gesamte Schule verhängt worden. Rund 400 Personen waren von dieser Anordnung betroffen. Dadurch sei „ganz erheblich“ in das Prüfungsverfahren und die laufenden Abiturprüfungen eingegriffen worden. Im Nachhinein habe sich dann gezeigt, dass sich niemand in der Schule angesteckt habe. „Unser Hygienekonzept hat funktioniert“, betonte der Schulleiter. Zu Infektionen sei es ausschließlich im privaten Bereich in den Wohngruppen gekommen.

Großer Teil der Schülerschaft des Studienkollegs war drei Wochen in Quarantäne

Ein großer Teil der Schülerschaft des Studienkollegs musste drei Wochen in häuslicher Isolation bleiben. Für das Lehrerkollegium und das Weiterbildungskolleg wurden die Quarantänemaßnahmen dagegen schon früher zurückgenommen.

Zuerst haben wir uns keine Gedanken über die Folgen der Quarantäne gemacht“, berichtete Bahlmann. Schließlich hätten das Lehrerkollegium sowie die inländischen Schülerinnen und Schüler in der Regel auf die Unterstützung aus dem eigenen sozialen Umfeld bauen können. Die ausländischen Studierenden hatten diese familiären oder nachbarschaftlichen Strukturen in Deutschland dagegen nicht. „Dann stellt sich ganz schnell das Problem: Wie bekomme ich Essen und Trinken und alle Dinge des täglichen Lebens?“


Schulleiter Thorsten Bahlmann und sein Stellvertreter Jörg Kamp überreichten den Ehrenamtlichen von der Pfarrcaritas Präsente als Dank für die Unterstützung während der Clusterquarantäne. | Foto: Anke Beimdiek

Die Gemeinde Mettingen gab den Tipp, den Einkaufsservice der Pfarrcaritas um Monika Lampe um Hilfe zu bitten. Insgesamt acht ehrenamtliche Helfer fuhren daraufhin regelmäßig die Wohngruppen des Kollegs an, sammelten Einkaufszettel ein und lieferten die Einkäufe ab. Dabei gingen die Ehrenamtlichen sogar finanziell in Vorleistung und streckten die Kosten für die Einkäufe vor. „Das ist alles andere als selbstverständlich“, lobte Bahlmann. Die ausgelegten Beträge wurden anschließend von den Studierenden überwiesen.

Als Dank bekamen die Helfer der Pfarrcaritas ein von Pater Osmar gesegnetes Tau als Zeichen der franziskanischen Bewegung und ein Plakat, das Studierende gestaltet hatten. Bescheiden nahmen die Helfer die Präsente entgegen: „Wir sind dankbar, dass wir helfen durften“, erklärte Angela Braun, die in Vertretung für Monika Lampe und gemeinsam mit Cilly und Irmgard Kölker und Matthias Meßbauer zum Comenius-Kolleg gekommen war.

Mittlerweile gibt es übrigens nach Angaben des Schulleiters am Kolleg keinen einzigen akuten Corona-Fall. Der Schulbetrieb gehe nahezu normal in voller Klassenstärke weiter: „Wir sind alle froh, wieder im Präsenzunterricht zu sein.“


S
o sah das Plakat aus, das die Studierenden für die ehrenamtlichen Helfer erstellt haben. Sie sind sehr dankbar für den Einsatz der Pfarrcaritas während der Quarantänezeit. | Foto: Anke Beimdiek

Quelle: IVZ

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