Am 1. Juni 1933 kam in Amberg in der Oberpfalz ein kleiner Junge zur Welt. Seine Mutter Margarete und sein Vater Georg gaben ihm den Namen „Norbert Andreas“. Norbert war das jüngste von insgesamt 8 Geschwistern. Sein Vater war Bergmann, konnte den Beruf aber wegen einer Lungenkrankheit nicht mehr ausüben. Er schulte um auf Einzelhandelskaufmann und betrieb ein kleines Lebensmittelgeschäft in seiner Heimatstadt. Es war das Jahr 1946, als „dem Bub“ ein Buch über Franz von Assisi in die Hände fiel. Dieser Franz imponierte ihm. Und er beschloß, Franziskaner zu werden. Nach siebeneinhalb Jahren auf der Grundschule ging Norbert Kestel auf ein Vorbereitungsseminar in Freystadt, um anschließend auf das Neue Gymnasium nach Bamberg zu wechseln. In dieser Zeit von 1948 bis 1953 wohnte Norbert Kestel im Franziskanerseminar der oberbayerischen Provinz. Mit 19 Jahren legte er dort sein Abitur ab und begab sich nach Varensell bei Rietberg in der Nähe von Paderborn, wo er sein Noviziat absolvierte: vom 12. April 1953 bis zum 13. April 1954.

Im Sommer 1954 brach er nach Brasilien auf, wo er am 2. August 1954 mit dem Philosophiestudium in Olinda begann. 1956 beendete Norbert Kestel das Studium der Philosophie und begann in Salvador/Bahia das Studium der Katholischen Theologie. Danach erfolgte die Priesterweihe am 16. August 1959 in der Franziskuskirche zu Salvador.

Es folgt 1960 ein Pastoraljahr in Aracaju in Brasilien. Und dann der Ruf: Du wirst in Deutschland gebraucht. Donatus hat oft erzählt, dass er nicht gehen wollte, aber seinem Ordensoberen sagte, er habe Gehorsam gelobt. Also ging er zurück nach Deutschland und studierte ab 20. Oktober 1961 bis 1962 an der Pädagogischen Akademie in Münster. Mit knapp 30 Jahren wechselte er 1962 nach Vechta, wo er bis 1968 studierte, Während dieser Zeit war Pater Donatus parallel Grundschullehrer an der Overbergschule von 1964 bis 1968.

Nach seinem Examen dort ging er für 5 Jahre als Realschullehrer nach Bardel – und blieb dort bis 1973.

Schließlich erfolgte 1973 der Umzug nach Mettingen, wo Pater Donatus am Comenius-Kolleg von 1973 bis zum 30. Juni 2015 unfaßbare 42 Jahre lang die Fächer Biologie, Chemie und Katholische Religion unterrichtete.

Außerdem war er gleichzeitig ebenfalls seit 1973 Seelsorger und Prediger an der Auferstehungskapelle in Langenbrück.

In den Jahrzehnten betätigte sich Pater Donatus als unermüdlicher Sammler von Zeitungsberichten, die er nach Themen sortierte und zusammenband – genauer: zusammenleimte. Manche sahen ihn bis weit nach Mitternacht in seiner „Werkstatt“. Aber nicht nur Artikeln zu allen Themen rund um Lateinamerika, Befreiungstheologie sowie Religion, Philosophie und Politik sammelte und archivierte er. Auch Steine sammelte Pater Donatus zuhauf. Er baute die mineralogische Sammlung am Kolleg auf, da in den 1970er Jahren jede weiterführende Schule über eine Schulsammlung verfügen mußte. Inzwischen ist sie umgezogen in den Ortskern von Mettingen.

Heute, am 1. Juni 2023, feiert Pater Donatus seinen 90. Geburtstag. Er feiert ihn, indem er die Heilige Messe feiert – heute um 16.00 Uhr in der Auferstehungskapelle auf Gut Langebrück. So wie er es zum ersten Mal tat vor 50 Jahren als 40jähriger Ordenspriester. Wir gratulieren Pater Donatus zum 90. Geburtsdank und denken voller Dankbarkeit an viele schöne Begegnungen mit ihm zurück.

Hier noch ein paar Bilder aus seinem Leben:

Pater Donatus als 80jähriger, der eine der vielen Ehrungen entgegennimmt.

 

Pater Donatus vor der Tür des Konvents, mit seinem Mitbruder und Kollegen Pater Osmar Gogolok.

Im Juni 2019 werden die regelmäßigen sonntäglichen Gottesdienste auf Langenbrück eingestellt. Pater Donatus zusammen mit dem Westerkappelner Pastor Shaji.

Das jüngste Foto vom März 2023: Pater Donatus wird geehrt durch die Mettinger Bürgermeistern Christina Rählmann.

Ich habe Donatus im Herbst 2007 kennengelernt. Dem Kolleg war die ökumenische Ausrichtung wichtig. Im 5. Semester war das Schwerpunktthema Kirche. Und da sollten zwei Geistliche vorkommen, die ihre je eigene Kirche „von innen“ kannten. „Team teaching“ nannte sich das. Gemeinsam standen wir vor 30 bis 38 Studierenden allein des 5. Semesters! So war das damals in den „Nuller-Jahren“ des 21. Jahrhunderts. Donatus behandelte die bahnbrechende Konzilserklärung Nostra aetate von 1965. Und ich die ebenso wichtiger Barmer Theologische Erklärung von 1934.

Am 1. Juni 1933, als Norbert Kestel in Amberg zur Welt kam, verfaßte der Schweizer Karl Barth sein erstes Heft heraus, das unter den Titel „Theologische Existenz heute“ am 1. Juli 1933 veröffentlicht wurde. Barth vertrat darin die Einsicht, dass nur aus der Kraft eines wirklichen christlichen Glaubens heraus, eine angemessene Stellungnahme zu Zeitereignissen in Kirche und Politik möglich sei.

Theologische Existenz bedeutete für ihn bereits 1914, aber besonders 1933 ein deutliches Nein zu sagen zu dem entfachten Krieg und nicht einfach diesem Krieg zuzustimmen, ihn gar theologisch als gerechten Krieg zu überhöhen und zu rechtfertigen. Viele Theologen, und auch Barths theologische Lehrer, sahen das damals anders. Karl Barth: „Das, was jetzt unter keinen Umständen geschehen darf, ist dies, dass wir im Eifer für irgend etwas, was wir für eine gute Sache halten, unsere theologische Existenz verlieren.“ Die sah er darin, „dass es in der ganzen Welt keinen dringlicheren Anspruch gibt als den, den das Wort Gottes darauf hat, verkündigt und gehört zu werden; diesem Anspruch muss Genüge getan werden, koste es, was es wolle und werde aus der Welt und aus der Kirche selbst, was da aus ihnen werden möge. In der Kirche ist man sich einig darüber, dass das Wort Gottes Alles und Jedes aus dem Felde schlägt, was ihm widerstehen mag, dass es darum über uns und über alle seine anderen Feinde siegen wird, weil – „gekreuzigt, gestorben, begraben, am dritten Tage wieder auferstanden, sitzend zur Rechten Gottes des Vaters“ – schon ein für allemal über und für uns und alle anderen Feinde gesiegt hat.“

Jörg Oberbeckmann, am 1. Juni 2023

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