1.Yasin, du bist unser Mann für Brasilien. Das heißt, du wirst in den Sommerferien für fünf Wochen nach Brasilien gehen. Wie bist du auf die Idee gekommen?
Auf die Idee bin ich schon als Kind gekommen – wegen meines großen Interesses an Südamerika, vor allem an Peru und an den indigenen Völkern. Meine Eltern habe ich damit genervt, dass ich Lima besuchen wollte. Und nun hat es sich ergeben, vor allem durch die südamerikanischen Studienkollegiaten, dass ich endlich Kontakte aufbauen konnte. Und durch den Portugiesisch-Unterricht hat sich mein Interesse nach Brasilien verlagert.
Ich begann, meinen Lehrer zu befragen, wie ich dorthin kommen kann. Als dann im letzten Jahr Mitglieder des „Aktionskreises Pater Beda für Entwicklungsarbeit“ unseren Portugiesisch-Unterricht besuchten, erwähnten sie, dass man als Helfer Projekte besuchen kann. Da sah ich meine Chance. Mit Hilfe von Bernd Lobgesang und dem Aktionskreis habe ich dann alles arrangiert – und freue mich jetzt ungemein.
2. Was wirst du dort konkret machen?
Ich werde Projekte des Aktionskreises Pater Beda – auch welche, die wir von Deutschland aus unterstützen – besuchen und darin mithelfen. Einen Großteil meines Aufenthaltes werde ich mit Landlosen zu tun haben, die sich in der Bewegung MST auf friedlichem Wege ihre Rechte erkämpfen.
3. Bist du der einzige Deutsche in den Projekten, oder gibt es Mitstreiter?
Ja, ich werde die Reise allein antreten – was Bernd Lobgesang als Vorteil ansieht, da ich dann niemanden habe, der Deutsch spricht. Also kann ich dem Lernen der Sprache kein bisschen entgehen – was ich aber sowieso nicht vorhatte.
4. Welche Vorstellungen und Wünsche hast du bezüglich deines Aufenthaltes?
Ich möchte die Kraft und Energie der Menschen dort kennen lernen, vielen verschiedenen Menschen begegnen und soziale Kontakte knüpfen Es soll nicht bei der einen Reise nach Südamerika bleiben. Natürlich möchte ich auch viel vom Land sehen.
5. Gibt es auch Befürchtungen?
Nicht wirklich, nur viele Fragen. Aber ich habe zum Glück genügend Leute, die sie mir beantworten. Die einzige Befürchtung ist, nicht genug zu sehen.
6. Wie haben deine Eltern und Freunde auf deine Entscheidung reagiert?
Die Reaktionen fielen sehr unterschiedlich aus. Freunde und Nachbarn bewundern den Schritt und wünschen mir alles Gute.
Meinen Eltern macht der Gedanke an die große Entfernung zu schaffen und noch viel mehr, dass sie nicht so viel über Brasilien wissen. Natürlich erkläre ich ihnen alles und lass ganz schlimme Dinge weg, um sie nicht zu beunruhigen. Trotz ihrer Befürchtungen stehen sie ganz hinter meiner Entscheidung und wünschen das Beste für mich. Allerdings wollen sie nicht, dass ich so lange in Brasilien bleibe.
7. Du bist Muslim – der Aktionskreis Pater Beda ist vor allem christlich motiviert. Spielt das für dich eine Rolle?
Nein, nicht wirklich. Ich bin sowieso mit der christlichen Kultur und den christlichen Bräuchen gut vertraut. Und ich denke nicht, dass es für die Menschen in Brasilien ein Problem darstellen wird – weil auch das Christentum eine Religion der offenen Arme ist.
8. Wie sehen die Vorbereitungen für diese Reise aus?
Zunächst einmal muss ich natürlich Portugiesisch lernen. Dafür benutze ich eigene Bücher und sehe mir Filme, Serien und Dokumentationen auf Portugiesisch an. Außerdem lerne ich im Portugiesisch-Kurs von Bernd Lobgesang und zusammen mit brasilianischen Studierenden aus dem Studienkolleg. Bei meinen Lerneinheiten lasse ich mir auch die Kultur des Landes erklären. Worauf muss ich achten, damit ich keine großen Fehler mache? Ich lese Bücher über Brasilien und Erfahrungsberichte von Leuten, die mal Vorort waren oder immer noch dort leben.
Natürlich gehe ich arbeiten, um die Kosten der Reise tragen zu können.
9. Musst du die Reise allein finanzieren oder gibt es Unterstützung?
Nein, zum Glück muss ich nicht alles allein tragen. Die Schule, der ASTA und die Eine-Welt-Gruppe, in der ich selbst mitarbeite, unterstützen mich. Dafür bin ich sehr dankbar.
10. Gibt es auch ein touristisches Programm?
Ein touristisches Programm kann ich mir allenfalls in Recife vorstellen. So, dass ich mir Sehenswürdigkeiten der Stadt ansehe. Aber auf ein touristisches Programm bin ich sowieso nicht aus.
Das Interview führte Anneliese Dieckmann.
Neueste Kommentare