Eine Reportage aus dem Deutsch-Unterricht von Gunther Biesewig.
Informiert sein ohne Zeitung? Ist das überhaupt möglich? Ein neuer Platzhirsch dominiert den Medienwald.
Mettingen – Das Comenius-Kolleg in Mettingen ist ein Ort, an dem, wie in hoffentlich vielen Bildungseinrichtungen, täglich unzählige Informationen an Studierende vermittelt werden.
Cai Ellrich Schüler des 5. Semesters, ist gerne informiert über die Dinge, die in der Welt und um ihn herum geschehen. Aus diesem Grunde hält er sich häufig in der Zeitungsecke auf, aber auch um sich schlicht die Langeweile in den Pausen zu vertreiben. Cais Meinung nach ist die am Kolleg angebotene Zeitung „ein guter Zeitfresser“. Meistens, so sagt er, könne er sich im Nachhinein an die gelesenen Artikel nur vage erinnern. Jedoch ist die Mittagspause mit 45 Minuten recht lang und sinnvollen Zeitvertreib gibt es nicht viel. Hier bietet die Zeitung Abwechslung in einer ansonsten franziskanisch geprägten Umgebung und ist die womöglich einzige Alternative zum Blick auf das Smartphone. Cai Ellrich ist allerdings nicht der Regelfall.
Denn Cai gehört zu der bedrohten Spezies der „jungen-Zeitungleser“. Das Zeitungsangebot der Schule wird nämlich alles andere als rege genutzt. Ob dies an den Studierenden liegt oder an einer allgemeinen Apathie Zeitungen gegenüber, bleibt offen.
Das von der Neue Osnabrücker Zeitung(NOZ) ins Leben gerufene „Klasse!Paten“-Projekt, soll lokal ansässigen Unternehmen die Chance bieten, ihr Image aufzufrischen, indem sie in die Zukunft der Region investieren und Schülern den Zugang zum Medium Zeitung ermöglichen.
Natürlich ist dies auch im Sinne der NOZ, welche sich als Vertreter ihrer Art schon längst auf der roten Liste befindet, das Interesse junger Leser auf sich zu lenken und idealerweise an sich zu binden, frei nach dem Motto:„Hol sie dir, wenn sie jung sind, dann sind die Möglichkeiten grenzenlos!“.
Das Leben der Zeitung begann mit der Erfindung des Buchdrucks im Jahr 1450 durch Johannes Gutenberg- der Beginn einer Ära. Die nach Informationen dürstende Menschheit nahm das neu geschaffene Medium „Zeitung“ mit offenen Armen auf. So eroberten immer mehr Zeitungen den Globus und der Hunger der Menschen nach neuen Informationen wuchs stetig weiter.
Ihren Höhepunkt erlebte die Zeitung in der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts, Zeitungen prägten das Stadtbild und wurden zum Sinnbild des aufgeklärten und informierten Menschen. So nistete sich die Zeitung fest am Frühstückstisch in den Händen des Vaters oder Großvaters ein, aber sollte sich nicht auf das häusliche Umfeld beschränken, sondern zum stetigen Begleiter werden. Ob an Haltestellen, in Straßenbahnen oder in der Hand von Sherlock Holmes, die Zeitung breitete sich in alle Lebensbereiche aus.
Jedoch hat sich das Straßenbild heutzutage drastisch verändert. Wo die Menschen früher am Bahnsteig den Blick auf die Zeitung gerichtet hatten, werden ihre Gesichter heute vom Bildschirm beherrscht.
Im Jahr 2005 hat die Zahl der Internetnutzer die Zahl der Zeitungskäufer zum ersten Mal überstiegen und das verdeutlicht den Wandel der Informationsbeschaffung des 21. Jahrhunderts. Das Internet macht der Zeitung ihr Territorium streitig. So prognostiziert der Journalist und Kommunikations-wissenschaftler Prof. Dr. Klaus Meier die letzte verkaufte Zeitung für das Jahr 2034.
Viele Zeitungsverleger haben auf den Wandel bereits reagiert und bieten wie z.B. auch die NOZ ihr Angebot in Form von digitalen Inhalten an.
Auf die Frage, ob Cai durch die Zeitungsecke in der Schule ein engeres Verhältnis zur Zeitung im Allgemeinen und speziell zur NOZ aufbauen konnte, antwortete er: „Auf Jeden! Seitdem habe ich mir auch öfter mal eine Zeitung gekauft“.
Eine Reportage aus dem Deutsch-Unterricht von Gunther Biesewig
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