Franziskaner der brasilianischen Ordensprovinz waren bis Ende 2017 Träger des Comenius-Kollegs in Mettingen. Nun hat die Deutsch-Brasilianische Studienstiftung St. Antonius die Nachfolge angetreten. Sie sucht Zustifter und Förderer.

Die Anerkennungsurkunde für die Gründung der Deutsch-Brasilianische Studienstiftung St. Antonius ist da. Das unscheinbar wirkende Papier ist Zeugnis und Auftrag zugleich.

Zum Foto: Die Anerkennungsurkunde für die Deutsch-Brasilianische Studienstiftung St. Antonius des Comenius-Kollegs in Mettingen ist da. Neben dem Stiftungsvorstand Richard Keller (1.v.l.), dem Vorsitzenden Helmut Kellinghaus (3.v.l.) und Schulleiter Thorsten Bahlmann (4.v.l.) freuen sich Marianne Ellermann und die Kuratoriumsmitglieder Sebastian Laube (2.v.l.) sowie Hubert Focke (v.r.), Karl Heinz Meyer, Pater Donatus, Werner Bühren, Pater Osmar

Gut vier Jahre harte Arbeit für dieses Dokument liegen vor allem hinter Marianne Ellermann, Pater Osmar Gogolok, dem Leiter des Comenius-Kollegs Thorsten Bahlmann und dem ehemaligen Mettinger Bürgermeister Helmut Kellinghaus. Jetzt sind der Stiftungsvorstand und das Kuratorium gefragt, um den Stiftungsauftrag umzusetzen.

Das Comenius-Kolleg in Mettingen erweitert seit 1972 das Bildungsangebot des Landes Nordrhein-Westfalen. Es ist ein staatlich anerkanntes Weiterbildungskolleg, also eine Schule des zweiten Bildungsweges, das Frauen und Männer zur Fachhochschulreife oder zur allgemeinen Hochschulreife führt.

Derzeit gibt es rund 200 Kollegiaten. 1992 wurde das Bildungsangebot um das »lusobrasilianische Studienkolleg« für ausländische Studierende erweitert. Den derzeit 200 Studenten aus 40 Ländern ist es möglich, bei Nachweis der heimatlichen Hochschulzugangsberechtigung in zwei Semestern zur vorgeschriebenen Feststellungsprüfung zugelassen zu werden. Mit diesem Abschluss ist ein Hochschulstudium in Europa möglich.

»Beide Schulformen waren bis Ende 2017 in privater Trägerschaft einer Franziskanerprovinz mit weltkirchlicher Erfahrung, der brasilianischen Provinz vom Heiligen Antonius, deren deutscher Rechtsträger der St.-Antonius-Verein e.V. ist«, erklärt Schulleiter Thorsten Bahlmann. Seit dem 1. Januar 2018 hat die Stiftung die Trägerschaft des Comenius-Kollegs übernommen. Schon seit der Gründung des Kollegs verfolgten die Franziskaner das Ziel, den Eine-Welt-Gedanken zu stärken. Zudem gewinnt die lateinamerikanische »Option für die Armen und Randexistenzen« durch die Trägerschaft der Franziskaner an Gewicht.

Ordensleiter in Brasilien

»Vor gut vier Jahren bekamen wir von Ordensseite aus dem brasilianischen Recife den Auftrag, eine zukunftsorientierte Lösung für die Schule zu finden«, beschreibt Pater Osmar die Situation. Aus Brasilien wollten keine jungen Ordensbrüder mehr nach Mettingen kommen, denn in Brasilien gibt es schon zahlreiche Aufgaben für die Franziskaner, die kaum noch zu schaffen sind. Aufgrund der unterschiedlichen rechtlichen Voraussetzungen in Brasilien und Deutschland musste ein Stiftungsmodell erarbeitet werden. Dabei war den Ordensvertretern in Brasilien und den Mitgliedern des St.-Antonius-Vereins wichtig, dass eine engagierte Laienträgerschaft Nachfolger des Schulvereins wird.

Auch die alle drei Jahre von Rom anreisenden Visitatoren zur Visitation des Mettinger Klosters stimmten dem Stiftungsmodell schnell zu. Als Modell wurde eine Verbrauchsstiftung gewählt. Das bedeutet, dass die Stiftung ihr Kapital nicht nur aus den Zinsen schöpfen kann, was angesichts der aktuellen Zinslage wenig vielversprechend ist.

Dann musste das Dokument des Stiftungsgeschäfts sowie die Stiftungssatzung von den Stiftern formuliert werden. Dabei gab es enge Verhandlungen und Beratungen mit juristischen Vertretern, der Ordensleitung in Brasilien, dem Bistum Münster, der Bezirksregierung Münster, der Gemeinde Mettingen und der Steuerungsgruppe vor Ort.

Letztlich genehmigten nach Jahren intensiver Arbeit die Bezirksregierung und das Bistum Münster durch Bischof Felix Genn die Stiftungssatzung.

Seit Beginn des neuen Jahres wird das Mettinger Comenius-Kolleg durch die Studienstiftung St. Antonius verwaltet und finanziert. Der Name entstand auf ausdrücklichen Wunsch des bisherigen Schulträgervereins St. Antonius. »Uns ist zudem wichtig, dass das Kloster in der Burg, das Schulgebäude und das Studienheim St. Franziskus im Ort eine Einheit bleiben«, sagt Pater Osmar.

Für viel Geld wäre sicher die denkmalgeschützte Tüöttenvilla zu veräußern gewesen. Es hätte zur Finanzierung von Projekten in Brasilien helfen können, aber dem Orden der Franziskaner von der nordbrasilianischen Provinz ist die bisherige Form wichtig.

Nach dem NRW-Schulfinanzierungsgesetz wird die Einrichtung zu 94 Prozent vom Land finanziert. Wie jede andere Schule in privater Trägerschaft in Nordrhein-Westfalen muss die Stiftung sechs Prozent des Etats aufbringen. Künftig wird sich das Bistum Münster mit drei Prozent beteiligen.

Zuschuss vom Bistum

Da das Kolleg in neuer Trägerschaft einen wichtigen Bestandteil der schulischen Infrastruktur Mettingens darstellt, wird die Gemeinde Mettingen ein Prozent übernehmen. »Die verbleibenden zwei Prozent muss die Studienstiftung St. Antonius beisteuern«, erklärt Helmut Kellinghaus als Vorsitzender des Stiftungsvorstands.

Dem Stiftungsvorstand gehören zudem Schulleiter Thorsten Bahlmann und Richard Keller, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes von St. Agatha, an. Als weiteres Gremium arbeitet das sechsköpfige Kuratorium mit. Es ist eine Art Aufsichtsgremium für den Vorstand und besteht neben Pater Donatus Kestel und Pater Osmar Gogolok, den beiden Vertretern des bisherigen Trägervereins St. Antonius, aus Werner Bühren, Karl Heinz Meyer, Hubert Focke und Sebastian Laube vom Pfarreirat St. Agatha.

Die Verantwortlichen haben sich vorgenommen, das Kolleg ehrenamtlich im franziskanischen Geist weiterzuführen und in die Kommunal- und Kirchengemeinde zu verankern. Damit verbunden sind zahlreiche Auflagen der Bezirksregierung, des Bistums und des ehemaligen Trägers.

»Diese Auflagen sind wichtig für eine gute Zukunft des Kollegs, damit das Haus einen Fortbestand von mindestens zehn Jahren hat und die 34 Lehrkräfte und Bediensteten mit einer gewissen Sicherheit nach vorn schauen können«, sagt Bahlmann.

Für den ehrenamtlichen Stiftungsvorstand und das Kuratorium beginnt jetzt die Arbeit. Der Kapitalgrundstock und die Immobilien sind vorhanden, jetzt braucht es Zustifter und Förderer, die die Zukunft sichern. »Wir wollen auf Dauer mit vielen Institutionen in Mettingen und darüber hinaus zusammenarbeiten und weitere Förderer gewinnen«, sagt Kellinghaus.

Text: Claudia Keller in Kirche und Leben Januar 2018

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