Mauern einreißen im Comenius-Kolleg – die Agape-Feier als Anstoß gegen Alltagsrassismus

 

„Werden wir Brücken oder Mauern sein?“ Diese Frage bildete das Zentrum der diesjährigen Agape-Feier im Comenius-Kolleg am Donnerstag, den 14.11.2018. Die Organisatoren Eva Hellner und Franjo Röhr hatten das Thema „Suche Frieden“ für die Feier ausgewählt. Es wurde schnell klar: Frieden wünschen wir uns alle, und zwar weltweit.

Hierzu führten Studierende mit kurzen Texten und Schauspielszenen in das Thema ein: Iara aus Brasilien sprach von der gesellschaftlichen Unterdrückung der Frauen in ihrem Heimatland. Sie verdeutlichte die Rolle, der der gerade gewählte brasilianische Präsidente in Bezug auf die wachsende Frauenfeindlichkeit in Brasilien spielt. Felipe aus Argentinien trug einen Bericht über einen Fall von Antisemitismus vor, der sich in Deutschland zugetragen hatte. Er fragte sich, ob die Parolen der AFD diesen Antisemitismus noch befeuern. Melanie aus Paraguay, Madelyn aus El Salvador, Johnny aus Syrien und Felipe aus Kolumbien thematisierten die wachsende Ausländerfeindlichkeit im deutschen Alltag. Hierfür stellten sie eine Szene aus einem Bus nach. Die Beispiele zeigten den Anwesenden: Ein friedliches Zusammenleben aller Menschen ist mehr als ein Leben ohne Krieg. Und: Viele Menschen vermissen Frieden in ihrem Alltag. Diese Gedanken wurden während der Agape-Feier durch die Lieder der schulischen Musikgruppe untermalt. Die Gruppe wird von Reinhild Veerkamp geleitet. Mit weltlichen und auch geistlichen Liedern in deutscher und englischer Sprache bereicherte die Gruppe die Feier und ernteten den verdienten Applaus des Publikums. Den Auftrag, den alltäglichen Frieden anzustreben, erteilte schon der Apostel Petrus seinem ersten Brief. Er forderte die Menschen auf, Gutes zu tun. Im übertragenen Sinn heißt das: Wir alle sollen Friedensstifter werden. Während die Anwesenden ihre Antworten auf die Frage formulierten, wie sie selbst im Alltag für mehr Frieden sorgen können, wurde die Mauer aus Pappkartons, die in der vorangegangenen Woche in der Aula der Schule errichtet worden war, von den Studierenden wieder eingerissen. So sollte das Ende von Ausgrenzungen, Rassismus und Exklusion symbolisiert werden. Dieser Gedanke wurde durch einen Auftritt einer Breakdance-Formation der Ledder Werkstätten unterstützt. Den Auftritt der Gruppe hat Nils Völker, ein Schüler des Kollegs, organisiert, der gleichzeitig auch ein Trainer ist. Die jungen Menschen zeigten ihr Können auf der Tanzfläche und ernteten zurecht tosenden Applaus. Im Anschluss daran wurde es in der Aula der Schule wieder besinnlicher, als das Friedensgebet, das Franz von Assisi zugesprochen wird, vorgelesen wurde. Die Studierenden erklärten dann in Form einer Selbstverpflichtung, die Toleranz an der Schule fördern und Rassismus, Gewalt und Aggression abbauen zu wollen. Ein gemeinsames „Vaterunser“ aller Anwesenden bekräftigte diese Ideen.

Der danach von Pater Donatus gesprochene Segen leitete in den zweiten Teil der Agape-Feier über. Die von den Studierenden und Lehrenden zubereiteten Speisen wurden zu einem Großen Buffet aufgebaut und dann gemeinsam verspeist. Auch hierbei galt es, Neues zu wagen und einen Schritt auf die anderen Kulturen zuzugehen, neugierig auf (bisher) unbekannte Speisen zu sein und den Kontakt zu anderen zu suchen. Eines hat diese Agape-Feier allen Anwesenden gezeigt: Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Homophobie und Exklusion sind Probleme, die einen weltweiten, anhaltenden Frieden verhindern. Jeden Tag. Für alle von uns. Wir können den Frieden nur finden, wenn wir Brücken statt Mauern bauen.  

Text: Sarah Kleine-Katthöfer

Fotos: Marwa Al-Towaie (Studierende, 1. Semester)

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