Nach über zweieinhalbjähriger Krankheit verstarb am 29. April der international bekannte und verehrte Anti-Apartheid-Kämpfer Denis Goldberg. Er wurde 87 Jahre alt.

An der Seite des späteren Staatspräsidenten Nelson Mandela kämpfte er aktiv gegen das mörderische System der Rassentrennung in seiner südafrikanischen Heimat. Nachdem er 1964 bei einem konspirativen Treffen festgenommen worden war, wurde er zusammen mit Man­dela und anderen Mitgliedern des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) zu einer le­bens­länglichen Haftstrafe verurteilt. In einem auch international Aufsehen erregenden Pro­zess entging er damals nur knapp der Todesstrafe. Da Goldberg aus einer liberalen jüdischen Fa­milie stammte und damit offiziell als Weißer galt, wurde er nicht wie Mandela und die an­de­ren schwarzen Verurteilten auf der berüchtigten Insel Robben Island, sondern in der Lan­des­hauptstadt Pretoria festgesetzt. Nach über 22 Jahren kam er frei und ging zunächst nach Is­rael und dann nach London ins Exil, von wo aus er den politischen Widerstand gegen die wei­ße Vorherrschaft am Kap organisierte.

Nachdem auch Mandela die Freiheit erlangt und der ANC unter seiner Führung die po­li­ti­sche Macht in Südafrika übernommen hatte, kehrte Goldberg im Jahre 2002 dorthin zurück und arbeitete einige Jahre als Berater des damaligen Ministers für Wasser- und Forst­wirt­schaft. In den Jahren danach musste er miterleben, wie das Erbe des bewaffneten Kampfes des ANC teilweise verspielt wurde. Korruption und Vetternwirtschaft trieben sumpfige Blü­ten und so mancher ehemalige ANC-Kämpfer beteiligte sich an diesem schmutzigen Spiel. Insbesondere sparte Goldberg nicht an Kritik an dem bisher vorletzten Staatspräsidenten Ja­cob Zuma, der sich besonders schamlos am Nationaleigentum bereicherte. In Büchern und Vor­trägen, die Goldberg im In- und auch ins Ausland hielt, nahm er kein Blatt vor den Mund und war trotz einer ganzen Reihe von Auszeichnungen und Orden beileibe nicht überall in sei­nem Heimatland willkommen.

Das Foto zeigt Denis Goldberg (links) bei seinem Besuch in Osnabrück im Jahr 2017, als er sich im Friedenssaal des Rathauses in das Goldene Buch der Stadt eintrug.

Denis Goldberg war ein unermüdlicher Streiter für Gleichheit und Freiheit. Deshalb nahm er auch im hohen Alter die Strapazen langer Reisen auf sich, um etwa an Universitäten, in Rat­häu­sern und in Schulen über Südafrika, seine Geschichte und Gegenwart zu berichten. Deutsch­land und insbesondere auch Osnabrück fühlte er sich dabei eng verbunden. Über das „Ak­tionszentrum Dritte Welt“ (A3W) konnte die Eine Welt-Koordinatorin Gerborg Meister schon in den 80er Jahren einen engen Kontakt zu ihm herstellen. Immer wieder, wenn er in Deutsch­land war, besuchte er auch das Comenius-Kolleg und diskutierte engagiert mit den Stu­dierenden. Einige Lehrer und Lehrerinnen bauten engere Beziehungen zu ihm auf und be­suchten ihn auch mehrfach in Südafrika, wo er in der Kleinstadt Hout Bay in der Nähe von Kapstadt lebte. Der Eine Welt-Arbeitskreis an unserer Schule unterstützte mehrfach Gold­bergs Stiftung für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in Hout Bay und wird auch jetzt eine Spende an sie überweisen. In einem Kondolenzschreiben werden wir ge­gen­ü­ber den Hinterbliebenen unserer Trauer über Denis Goldbergs Tod Ausdruck geben.

Denis Goldbergs Eintrag im Goldenen Buch der Stadt Osnabrück

In Erinnerung bleiben sollten uns seine Worte, die er in einem Gespräch am Comenius-Kol­leg äußerte: „Ich möchte die jungen Deutschen gerade im Hinblick auf ihre eigene Ge­schich­te daran erinnern, dass Apartheid und Rassismus sehr gefährlich sind. Ich möchte ih­nen klar machen, wie wichtig es ist, sich für demokratische Systeme einzusetzen und sie ge­gen diejenigen zu schützen, die sie einschränken wollen.“

Bernd Lobgesang, Eine Welt-Koordinator

Die Fotos wurden dem Comenius-Kolleg vom Aktionszentrum 3. Welt Osnabrück überlassen.

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