Sohn einer Bauernfamilie in Wehrstapel, das heute zur Kreisstadt Meschede im Sauerland gehört. Er war nicht Hoferbe, darum lernte er den Beruf des Drogisten. Einen Einschnitt in seinem Leben markiert der Entschluss, Franziskaner und Priester zu werden und nach Brasilien zu gehen – „in die Mission“, wie man damals sagte. Er nahm den Ordensnamen Lucas an, studierte Philosophie und Theologie und wurde am 15.Juli 1962 zum Priester geweiht. Schon nach fünf Jahren bekam er eine der wichtigsten Pfarrstellen im Nordosten Brasiliens im Franziskus-Wallfahrtsort Canindé . Hier wirkte er 21 Jahre lang bis 1988. Es war – wie der Historiker Neri Feitosa bemerkt, „die große Zeit von Canindé.“ Die nächsten Stationen waren Triunfo und Salvador/Bahia. Als Guardian von Salvador zeigte er sich verantwortlich für die Restaurierungsarbeiten im Konvent, für die Öffnung der Kunstschätze (vor allem der weltbekannten Blaufliesengemälde im Klaustrum) sowie für den Ausbau der Armenküche. Als Hausoberer des Konventes von Cairu sorgte er für den Ausbau der Inselkapellen und die Einführung von katechetischen Kursen. Auch hier in Cairu beförderte er die Restaurationsarbeiten am Konvent. Pater Lucas arbeitete oft in einem pastoral und sozial sehr schwierigen Umfeld. Unter anderem betätigte er sich auch als Schul- und Krankenhausgründer sowie als Leiter dieser Institutionen. Er gab Impulse, war Mitglied in einem Team, das er nicht beherrschte, sondern partnerschaftlich begleitete. Einigen Mitgliedern des Lehrerkollegiums hat er den brasilianischen Nordosten nahe gebracht. Sie lernten von ihm das Land und seine reiche kulturelle Vielfalt zu schätzen. Auch: dass die eigene Kultur beim Blick auf die Anderen stets hinterfragt werden muss. In seinem Engagement für die Menschen, in seinem Glauben und mit seinem Humor begegnete uns in Pater Lucas Dolle eine ‚authentische’ Persönlichkeit. Wir trauern um ihn.
Text: Hupsy/Anneliese Dieckmann-Nolting
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