Im vergangenen Jahr hatte er bereits die Möglichkeit gehabt, ausführlich mit Lehrenden und Studierenden der Kollegs zu sprechen. Besonders die Internationalität beeindruckte ihn, die ja, so sagte er, eine wichtige Möglichkeit biete, voneinander zu lernen, einen Dialog der Kulturen und Religionen zu führen.
Jetzt im Jahr des 800jährigenen Jubiläums der Gründung des Franziskanerordens strich er heraus, dass dieser Orden seit seiner Gründung die ganze Welt im Blick habe. In einer Zeit kriegerischen Konfliktes reiste Franziskus unter Lebensgefahr zum Sultan nach Ägypten, um Dialog zu führen.

Einladung nach Brasilien wiederholt

Die Franziskaner seiner Provinz seien in besonderem Maße durch die Verbindung nach Europa zum Dialog aufgerufen. Im kommenden Jahr 2010 solle in einem großen Treffen der missionarische Auftrag der Provinz diskutiert werden. Hierzu wiederholte der Pater Provinzial eine bereits im vergangenen Jahr zur Teilnahme am Provinzkapitel ausgesprochene Einladung an Repräsentanten des Lehrerkollegiums, diesmal zur Teilnahme am großen Treffen 2010.
In einer öffentlichen Rede hatte Frei Marconi gesagt: „Ich werde niemals einen Satz höchster Aktualität vergessen, den unser größter Theologe Gustavo Gutiérrez sagte: ‚Die Geschichte erkennen und Gott entdecken, der sich in ihr offenbart, darin besteht biblischer Glaube.’ Es ist notwendig, weiterhin zum Aufbau einer Geschichte beizutragen, die eine Alternative ist zu jener der Großen und Mächtigen dieser Welt, genau so wie es Franz von Assisi im 13. Jahrhundert tat. Wir wollen unseren Teil dazu beitragen.“
In Mettingen bekräftigte er: „Wir wollen dialogal mit der Welt sein. Es gibt viele Brücken zwischen den verschiedensten Sektoren dort und hier. Brücken verbinden.“

„Amazonien wichtig für die ganze Welt“

Im anschließenden Gespräch mit den Lehrenden bestand von Seiten des Kollegiums großes Interesse an seiner Einschätzung der Situation in Amazonien. Ganz sicher auch deshalb, weil eine Gruppe von Lehrenden im Sommer zu einer Studienreise nach Amazonien und in den Nordosten aufbrechen wird. „Amazonien ist wichtig für die ganze Welt“, sagte Frei Marconi. Er begründete dies nicht nur damit, dass die Region Teil der grünen Lunge der Erde sei, sondern auch wegen der dort vorhandenen Projekte nachhaltigen Wirtschaftens, die global als Beispiele dienen könnten. Leider herrsche aber immer noch die Zerstörung des Regenwaldes vor durch kurzfristige Profitinteressen vor allem im Bereich von Viehzucht, Sojaanbau, Edelholzeinschlag etc., die wesentlich auch durch Nachfrage in den nördlichen Industrieländern stimuliert werde.

Zur Problematik von Kindern der Straße und Kindern auf der Straße (Menino/as da rua, menino/as na rua) meinte Frei Marconi, dass ein komplexes Geflecht von ökonomischen und sozialen Ursachen diese Kinder auf die Straße und somit komplett an den Rand der Gesellschaft bringe. Es sei zu einfach, nur den Familien, die zum Teil zerrüttet sind, hier die Schuld zuzuweisen. Viele gesellschaftliche Ursachen wie Arbeitslosigkeit, mangelnde Gesundheitsvor- und –fürsorge, fehlende Schul- und Ausbildungsplätze etc. führten zumeist erst zu instabilen Familienverhältnissen. Dort liege dann aber oft der letzte Anstoß, auf die Straße gehen zu wollen, bzw. zu müssen. „In der Familie wird man Mensch“, unterstrich Frei Marconi zum Abschluss die Bedeutung dieser Sozialisationsinstanz für das gesamte Leben.
Foto: Susanne Böttcher; Text: Hupsy

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