„Transeamus usque Bethlehem
et videamos hoc verbum quod factum est.
Lasst uns nach Bethlehem gehen
und sehen das Fleisch gewordene Wort.
Pater Osmar eröffnete die Meditation. |
Franziskus und die Krippe
In unserer franziskanischen Tradition spielt die Krippe eine wichtige Rolle. In der Krippe sah unser Ordensvater Franziskus aus Assisi das Zeichen der Armut Jesu besonders veranschaulicht. Das wollte er seinen Mitbrüdern durch die Krippenfeier in Greccio vermitteln:
„Ich möchte mit euch nämlich das Gedächtnis an jenes Kind begehen, das in Bethlehem geboren wurde, und ich möchte die bittere Not, die es schon als kleines Kind zu leiden hatte, wie es in eine Krippe gelegt, an der Ochs und Esel standen, und wie es auf Heu gebettet wurde, so greifbar als möglich mit leiblichen Augen schauen“, erklärt er seinen Weggefährten.
Bruder Celano, der dieses Ereignis des Jahres 1223 im Leben des Franziskus einfühlsam schildert, schreibt dann: „Aus mehreren Niederlassungen wurden die Brüder gerufen. Männer und Frauen jener Gegend Umbriens in ihren Kapuzenmänteln bereiteten, so gut sie konnten, freudigen Herzens Kerzen und Fackeln, um damit jene Nacht zu erleuchten, die mit funkelnden Sternen alle Tage und Jahre erhellt hat. Eine Krippe wird zurechtgemacht, Heu herbeigebracht, Ochs und Esel herangeführt und aus dem umbrischen Städtchen Greccio wird gleichsam eine neues Bethlehem.“
Die Krippendarstellung sollte nicht zur gefühlsamen Kindchen-Idylle genutzt werden oder zur Hirten-Folklore verkommen. Christi Gegenwart unter uns verlangt von uns die mitwirkende Erinnerung. Vielleicht müssen neue Gestalten zur Krippe hinzukommen. Wie wäre es mit einem CD-bewaffneten Lehrer und Handy-oder Laptop-gerüsteten Schülern und Studierenden, die die froh machende Botschaft von der Menschwerdung Gottes, Evangelium genannt, digital verbreiten ?
In Brasilien, die spirituelle Heimat von uns Mettinger Franziskanern, stehen keine Weihnachtsbäume in den Kirchen und auf den Straßen. Dafür aber stehen überlebensgroße Krippenfiguren auf den Plätzen der Millionenstädte São Paulo, Salvador und Recife. Da stehen neben den brasilianischen Hirten, den Vaqueiros, die Flüchtlingsfamilien der Dürrezonen des Nordosten und die trotz allem hoffenden Straßenjungen und Straßenmädchen der Elendsviertel, den Favelas, bereit dem in Armut Mensch gewordenen Herrn ein fröhliches Lied darzubringen.
An die Meditation schließt sich das Agapamahl, das Liebesmahl an. |
Seien Sie eingeladen und willkommen bei unserer Kolleg-Krippe und lassen Sie uns miteinander Wort und Brot in der Agape-Feier teilen. „
Pater Osmar und dann Pater Donatus gingen auf die Geburt Jesu in Bethlehem ein, die nicht in einem Palast, sondern in einem Stall geschah. Jesus wird Mensch und mit dem Ort seiner Geburt wird schon die Option für die Armen deutlich, die ja besonders klar in der lateinamerikanischen Theologie der Befreiung Ausdruck erhält, der wir uns im Kolleg verpflichtet fühlen. Es war Franz von Assisi, der in der Heiligen Nacht zum 25. Dezember 1223 im umbrischen Greccio das Weihnachtswunder plastisch erlebbar, vielleicht dadurch begreifbar machte, indem er einen lebendigen Ochsen, einen Esel holte und Heu in eine Krippe legte. Die Geburt sollte betrachtet werden.
Im Foyer des Comenius-Kollegs war das zentrale Mittelstück der Krippe von Wolfgang Eßlage aufgebaut, der sich seit Jahrzehnten immer nur eine von Holzschnitzer Böggemann geschnitzte Krippenfigur wünscht, die genaue Abbilder der vom selben Meister gestalteten Figuren der großen Krippe in St. Agatha sind. Universalität der Krippe verdeutlicht durch ihre Einbindung in die Lokalkultur, in Mettingen u.a. mit den Figuren einer Bäuerin und eines Bergmanns.
Diese Krippe, an der die ganze Drei-Generationen-Familie Eßlage Freude hat und Raum für Besinnlichkeit schafft, steht in der Tradition der Familienkrippen, die es seit dem 19. Jahrhundert in den Wohnungen von Familien und damit auch außerhalb der Kirchen gibt.
Franjo Röhr gratuliert nach der Meditation den beiden Goldjubilaren P. Donatus und P. Osmar. |
Sowohl P. Osmar als auch Pater Dontaus banden das biblische Geschehen in die Wirklichkeit der Gegenwart ein. Krippe ist mehr als ein schmückendes Beiwerk in der Konsumwelt der Advents- und Weihnachtszeit. Krippe fordert zum Nachdenken und dann besonders zum Handeln auf. In deutscher und portugiesischer Sprache trugen zwei Studierende Gedanken zur Weihnacht vor.
Schließlich, bevor es zum gemeinsamen Mahl ging, gratulierte Franjo Röhr im Namen von Lehrenden, Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, des AStA und aller Studierenden P. Donatus und P. Osmar, die in diesem Jahr das goldene Jubiläum (50 Jahre) ihrer Priesterweihe feiern konnten.
Fotos hier und Galerie: Franjo (2 vom Agapetisch), alle anderen: Hupsy
Text: Einladung und Hupsy
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