F?r viele junge Sch?ler und Schülerinnen war es das erste Mal, dass sie ihren Protest öffentlich, also politisch machten.

Wird die Ersatzschule zu Grabe getragen? Mettinger Studierende vom Kolleg hatten diese Befürchtung und nahmen einen echten Sarg mit nach Düsseldorf.

Schulleitung, Kollegium und Studierenden-Vollversammlung protestieren schärfstens gegen die Pläne, die Zuschüsse für Ersatzschulen zu kürzen. Transparente riefen zur Teilnahme an der Protestdemonstration am 21.1.2004 in Düsseldorf auf. (Fotos: Hupsy)

Schulleiter Pater Osmar Gogolok erklärt die Situation:

SOS – Save our Schools

Die 415 freien Schulen in Nordrhein-Westfalen helfen dem Land beim Sparen. Die privaten Träger – bei uns am Comenius-Kolleg der Franziskanerorden – entlasten die Regierung jährlich mit wenigstens 6% bei den laufenden finanziellen Ausgaben für Bildung. Dabei stellen die freien Träger Gebäude, Inventar und Ausstattung kostenlos zur Verf?gung. Die Ordenlehrkräfte nehmen einen Abschlag von 30% der ihnen zustehenden Gehälter in Kauf.
Die derzeitige Landesregierung aber will, dass die Privatschulen nochmals mindestens 1,5% der finanziellen Lasten übernehmen soll. Dabei garantiert die Landesverfassung den Ersatzschulen „die zur Durchführung ihrer Aufgaben und zur Erfüllung ihrer Pflichten erforderlichen Zuschüsse“ (Art.8, Abs.4, Satz 3).
Unsere Aufgaben sehen wir in einem alternativen Angebot zu den öffentlichen Schulen. Wo steht die Bewusstseinsbildung zur Armutsproblematik im Mittelpunkt? „Die Ärmsten der Armen zahlen einen Teil der Kosten des Wohlstandes der Reichen“. Diese Ausage des UNO-Umweltbeauftragten Töpfer ruft unser Gewissen wach. Wir am Comenius-Kolleg wollen diesen bedrängenden Anspruch an die junge Generation weitergeben. Wo kann man brasilianisches Portugiesisch lernen? Wo kann man brasilianischen Karneval gestalten und feiern? Wo kann man anderen Kulturen und Religionen authentisch und vorurteilsfrei begegnen?
Unseren Pflichten, einen qualifizierten und differenzierten Unterricht zu gestalten, werden wir immer gerecht. Wir wollen nicht gleichartig, sondern gleichwertig sein. Wir ringen aber auch hier um eine erwachsenengemäße Didaktik. Wir im zweiten Bildungsweg bemühen uns bei Erwachsenen wieder „Zeitfenster“ für problembewusstes Lernen zu öffnen. Gleichzeitig wissen wir: „Lernen ist das Persönlichste auf der Welt. Es ist so eigen wie ein Gesicht oder ein Fingerabdruck – und noch individueller als das Liebesleben.“
Wir als Schule wollen auch unser eigenes, individuelles Gesicht, unseren pädagogischen Fingerabdruck bewahren. Erst so können wir weiter der nordrhein-westfälischen Bildungslandschaft einen Dienst erweisen, mit aller Kraft und unserem pädagogischen Eros, aber nicht ohne finanzielle Mittel.

Der Ring der Kollegs in NRW verabschiedete eine Resolution:

Die Ringe der Abendgymnasien, Kollegs und Abendrealschulen NRW sind sehr besorgt über die geplanten Eingriffe der Landesregierung in die Finanzierung der Ersatzschulen, durch die auch die Existenz der folgenden Weiterbildungskollegs betroffen ist:

Das Comenius-Kolleg in Mettingen

Das Euregio-Kolleg in Würselen

Das Franz-Rath-Weiterbildungskolleg in Ratingen

Das Hibernia Kolleg in Herne

Das Nikolaus-Groß-Abendgymnasium in Essen

Das Overberg-Kolleg in Münster

Die Tages- und Abendschule in Köln
Das Wilhelm-Heinrich-Riehl-Kolleg in Düsseldorf

Das Friedrich Spee-Kolleg in Neu?

Diese Weiterbildungskollegs sind seit vielen Jahren ein integrativer und unverzichtbarer Bestandteil des Weiterbildungssystems in Nordrhein-Westfalen. Wir appellieren daher an die Abgeordneten im Landtag und an die Landesregierung: Halten Sie Ihre Zusage ein: Das Diktat der Finanzpolitik gilt nicht für die Zukunft der jungen Menschen in unseren Abendgymnasien, Kollegs und Abendrealschulen! Das Land trägt nach dem Grundgesetz und der Landesverfassung die gleiche Verantwortung für alle Studierenden in allen Weiterbildungskollegs. Deshalb dürfen die Weiterbildungskollegs in freier Trägerschaft auch in der aktuellen schwierigen finanzpolitischen Situation nicht schlechter gestellt werden.

Nehmen Sie Ihre Verantwortung ernst! Wir messen Ihre politische Glaubwürdigkeit an den Entscheidungen, die Sie treffen.

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