Die Lehmhütte entpuppt sich als elende Unterkunft für eine große Familie, deren Mitglieder zuerst für den Großgrundbesitzer arbeiten müssen und erst dann ihr eigenes kleines Feld bestellen können. Ihr Leben ist geprägt von Hunger, Durst – den größten Teil des Jahres ist die Gegend eben nicht grün, sondern braun verdorrt -, überschwerer Arbeit, Analphabetismus, Krankheiten ohne Gesundheitsfürsorge. Und auch dort, und eben nicht nur dort, gibt es korrupte Politiker. Ein Neugeborenes stirbt, kurz darauf der Vater, Symbolisch wird er gekreuzigt am Kaktuskreuz. Es steht für das Elend, die Unterdrückung der Menschen, aber auch für die Hoffnung auf Erlösung.

Zwölf Kinder und Jugendliche und Leiter Marcos Xenofonte (rechts).

Die jungen Akteure, allesamt Amateure, spielen bis zu zehn Rollen in diesem eineinhalb Stunden dauernden Stück. Das jüngste Mitglied der Gruppe ist 11 Jahre alt, Marcos mit 41 Jahren der Älteste.
Die Handlung geht weiter: Die erwachsen gewordenen Kinder verlassen die Mutter und ziehen in die Städte des Südostens, wo sie sich ein besseres Leben erhoffen. Die Mutter bleibt mit dem Jüngsten zurück. Sie erzählt ihm anhand von Tänzen von der reichen Kultur, welche das Volk in Brasilien trotz allen Elends geschaffen hat. Nun folgt ein Feuerwerk von Tänzen: Samba dürfte dem Publikum bekannt sein, Capoeira, der traditionelle Kampf- und Befreiungstanz der versklavten Menschen aus Afrika, vielleicht auch noch. Aber, wie Pater Beda anmerkt: „Brasilien ist mehr als Fußball, Karneval und Caipirinha.“ So folgen weitere Tänze. Sie heißen Maculelê, Maneiro Pau, Reisado usw. usw. Jeder Tanz wird erklärt. Nicht nur Kampf als Verteidigung zählt zu den Ursprüngen, Das Feststampfen des Lehms für den Boden eines Hauses bringt zum Beispiel einen Tanz hervor.
Schließlich kehren die Kinder zurück, berichten der Mutter von ihren Erfahrungen, von geplatzten Träumen. Der Wille nach Veränderung ist da. Bildung führt zu Entwicklung. Die Menschen engagieren sich. Am Ende des Stückes ist aus der Lehmhütte eine Schule geworden. Der Gruppe gelingt es überzeugend, die Lebenssituation der Mehrzahl der Menschen in Nordostbrasilien darzustellen.
Seit zwölf Jahren existiert das Projekt Verde Vida in Crato im Bundesland Ceará im Nordosten Brasiliens. Ebenso lange besteht die Verbindung zum Aktionskreis Pater Beda, der dieses Projekt unterstützt. Es versucht, durch die Förderung der Kreativität von Kindern und Jugendlichen, die Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben zu stärken und zur aktiven Veränderung beizutragen.

Text: Hupsy, Fotos: Heinz Schoenke

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