Karmann: Das ist mehr als ein Kabrio

Die Automobilindustrie ist einer der wichtigsten Arbeitgeber in Deutschland und in unserer Region. Dabei werden Autos weltweit produziert und es herrscht ein globaler Wettbewerb. Deshalb besuchte der Volkswirtschaftslehre-Leistungskurs des 5.Semesters die Wilhelm Karmann GmbH in Osnabrück.
Allen Studierenden war das Modell Karmann Ghia gut bekannt, aber bereits im werkseigenen Museum, der ersten Station der Führung, konnten sie erkennen, dass Karmann in seiner Geschichte bei der Produktion vieler bekannter Modelle mitgewirkt hat. So ist zum Beispiel der berühmte BMW 635i in Osnabrück vom Band gelaufen.
Beim Besuch der Stanzerei zeigte sich, dass Karmann ein wichtiger Zulieferer für die Automobilindustrie ist. Dort wurden nicht nur Teile für die bei Karmann vom Band laufenden Modelle hergestellt, sondern auch für viele andere namhafte Hersteller. Diese Funktion als Zulieferer ist einer der Gründe dafür, dass die Globalisierung kein neues Phänomen für Karmann ist, sondern bereits in den sechziger Jahren zur Eröffnung eines Werks in der brasilianischen Metropole Sao Paulo führte. Die Auskunft, dass man gewerkschaftliche Bestrebungen in der brasilianischen Niederlassung akzeptiere, wurde von den Studierenden und ihrer Lehrerin Gerborg Meister besonders wohlwollend aufgenommen. Außer in Brasilien haben die Osnabrücker Tochtergesellschaften in Mexiko, in den USA, in Portugal und England, zu welchen in Zukunft noch Werke in Japan und Polen stoßen werden. Aber nicht nur die Herstellung von Teilen, auch die Produktion von Kabriolets in den Werken Rheine und Osnabrück sowie die Herstellung von Dachsystemen sind wichtige Standbeine Karmanns.
In der Endmontage erlebten die Studierenden den Zusammenbau eines Kabriolets der Marke Mercedes CLK, vom Rohbau bis zur Qualitätskontrolle. Nur wenige Menschen waren direkt beteiligt, dagegen wurden viele Tätigkeiten durch Industrieroboter erledigt. Allerdings wurde z.B. die Innenverkleidung noch per Hand eingebaut. So wurde deutlich, dass diese Art der Produktion hochspezialisierte Arbeitskräfte wie Mechatroniker erfordert, einzelne Arbeitsprozesse dagegen von Beschäftigten ohne spezielle Ausbildung durchgeführt werden können.
Besonders interessant für die zukünftigen Abiturienten war ein Gespräch mit Andreas Ahlert, der für die kaufmännische Ausbildung zuständig ist. Dieser stellte unter anderem den dualen Studiengang des Wirtschaftsingenieurs vor. Bei dieser Ausbildung, die von Karmann in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Osnabrück angeboten wird, erwirbt der Student das für seinen Beruf benötigte Wissen im Betrieb, während der akademische Teil an der Fachhochschule stattfindet. Vielleicht ergibt sich in Zukunft die Möglichkeit für einen Abiturienten des Comenius-Kollegs, diesen Studiengang zu absolvieren.
Text: Sebastian Stephan Hoffmann

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