Die Häuserreihe der Bernauer Straße bildete eine Grenze zwischen Ost- und Westberlin nach dem Zweiten Weltkrieg und war Schauplatz zahlreicher Tragödien wie missglückten Fluchtversuchen, manchmal aber auch von unfreiwillig komischen Ereignissen wie dem, als eine ältere Frau, der sich die Stasi schon an die Fersen geheftet hatte, erst einmal ihre Katze über das Sprungtuch der Feuerwehr in die westliche Freiheit beförderte, bevor sie selbst gerade noch gerettet werden konnte.

Den Ernst der historischen Situation „Mauer“ konnte unser Gruppenleiter trotz oder gerade wegen der eingeworfenen Anekdoten und DDR-Witze gut vermitteln:
„Man gebe einem Mathematiker, einem Physiker und einem Stasibeamten den Auftrag, ein Wildschwein zu fangen: Der Mathematiker beginnt, einen Zaun um den ganzen Wald zu bauen, und teilt den Wald in immer kleinere quadratische Bereiche, bis er in einem Bereich das Wildschwein eingesperrt hat. Auch der Physiker baut erst einmal einen Zaun um den ganzen Wald. Er will aber beweisen, dass er kein Mathematiker ist und teilt den Wald deshalb vertikal in immer kleinere Bereiche, bis er das Wildschwein eingeschlossen hat. Der Stasibeamte braucht keinen Zaun. Er fängt einen Hasen und verprügelt diesen solange, bis der Hase zugibt, ein Wildschwein zu sein.“

Im Bundestag begutachteten wir den Plenarsaal mit seinem Parlamentsadler und der Glaskuppel,
die durch die Lichtspiegelungen der riesigen Spiegelkonstruktion ganz innovativ Strom spart.
Im Tast-Modell, das den Bundestag im Mini-Format darstellt, sind die Aufenthaltsorte der Parteien
ganz pragmatisch durch Mensch-ärgere-dich-nicht-Figuren dargestellt. Russische Graffitis, großflächig von Putz befreit und speziell konserviert, zeugen vom Einfall der russischen Armee in Berlin 1945.

Ein Raum ist dem Gedenken der politischen Opfer des Nationalsozialismus gewidmet: drei
altarähnliche Tische, auf denen Bücher mit den Namen, Bildern und Daten jener Politiker liegen,
stehen unter einem riesigen Kunstwerk, das aus drei Ebenen aufgebaut ist. Die erste Ebene zeigt die
Oberfläche der Sonne, die die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg symbolisiert, auf der zweiten ist
das Röntgenbild eines menschlichen Rückgrats als Zeichen des Widerstands abgebildet und die
dritte Ebene stellt durch einen roten Fleck einen Tumor, die Geschwulst „Nationalsozialismus“, dar.


Fahrradtour durch Berlin


Der Freitag begann mit einer geführten Fahrradtour durch Berlin.
Trotz einiger roter Köpfe und Anfällen von Atemnot, denn auch in Berlin gibt es ein paar Hügel wie zum Beispiel den Kreuzberg, war der größte Teil der Gruppe begeistert von der Führung über den Prenzlauer Berg, der im Gegensatz zu heute damals ein Proletarierviertel war, den Alexanderplatz mit seinen architektonischen Dokumenten aus der DDR, oder durch Kreuzberg, dem Stadtteil der Szene-Aufstände und Hausbesetzer.


Fortsetzung der Tour


Wir konnten uns den stillgelegten Flugplatz Tempelhof, den Kreuzberg selber mit seinem Denkmal und den Bebelplatz mit der beeindruckenden Architektur und einem Gedenk-Schaufenster, das in den Boden eingelassen ist und durch leere Bücherregale an die Bücherverbrennungen im National-sozialismus erinnern soll, ansehen.
Auch an der Plakatwand des „Checkpoint Charlie“ machten wir Halt, an dem sich 1961 sowjetische und alliierte Panzer gegenüber standen und somit fast den Kalten Krieg in einen Krieg, in dem die Waffen und vielleicht sogar Atombomben sprechen, umgewandelt hätten.


Fortsetzung der Tour


Auf die Fahrradtour folgte ein Besuch im Jüdischen Museum. Leider war die Zeit für einen vollständigen Rundgang zu kurz, trotzdem bekamen wir einen Eindruck von der komplizierten Architektur des Museumsarchitekten Daniel Libeskind, dessen Stil übrigens auch im Felix- Nussbaum-Haus in Osnabrück zu bewundern ist. Als Architekt für das eigene Haus würden die
meisten unserer Schülergruppe Libeskind jedoch nicht engagieren, da die ganzen Schrägen und
Winkel mit Seekrankheit drohen.

Am Samstag besuchten wir ein ehemaliges Stasi-Gefängnis, die Gedenkstätte Hohenschönhausen.
Der Rundgang führte durch das 1961 durch einen Neubau abgelöste Kellergefängnis, in dem die Menschen in den Zellen wie Vieh eingesperrt waren, ohne Tageslicht oder Toilette. Auch einige Folterzellen und Dokumente zu den bei der Stasi beliebten Foltermethoden sind erhalten.
Der Gefängnisneubau entsprach und entspricht in Bezug auf Zellengröße und -komfort zwar europäischen Standards, war bis 1989 aber die Bühne für die Maßnahmen „operativer Psychologie“ in der DDR. „Operative Psychologie“ hieß hier nichts anderes als die systematische Zufügung seelischer Qualen, von denen die Gruppenführer authentisch zu berichten verstehen, da viele von ihnen selbst in Hohenschönhausen inhaftiert waren.



Berlin zur freien Verfügung


Der Samstagnachmittag stand uns in der Weltstadt Berlin zur freien Verfügung und diente beispielsweise dem Ausfindigmachen der besten Kneipen oder einer Foto-Session mit einem verkleideten Grenzsoldaten am Checkpoint Charlie.

Fazit: Die Abreise am Sonntagvormittag war den meisten zu früh, wir hätten gut und gerne noch eine Woche drangehängt.

Für den Grundkurs Geschichte: Sarah Legge

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