Brasilien erneut im Fokus des Weltinteresses

Planungen des Eine-Welt-Arbeitskreises laufen an

 

Kaum ein anderes Land der Welt hat sich in den letzten zehn Jahren so stark verändert wie Brasilien – und das in vielen, wenn auch leider nicht in allen Fällen zum Positiven. Früher galt der Koloss am Amazonas immer als „Land der Zukunft“, die aber niemals zu kommen schien. Doch durch die in diesem noch jungen Jahrhundert eingeleiteten Sozial- und sonstigen staatlichen Hilfsprogramme konnten sich über 30 Millionen Menschen von der Armut befreien und in die untere Mittelschicht aufsteigen. Brasilien gehört heute zudem zu den sechs größten Wirtschaftsmächten dieser Welt und ist offiziell längst über den Status eines Schwellenstaates hinausgewachsen. Dementsprechend wuchs auch das Selbstbewusstsein der südamerikanischen Regionalmacht, die unter ihrem Präsidenten Lula da Silva sowohl die Austragung der Fußballweltmeisterschaften im Jahr 2014 als auch die der Olympischen Spiele 2016 übernahm. Die jüngsten Unruhen in vielen brasilianischen Großstädten, die z.T. auch auf die immensen Kosten dieser überdimensionierten Spektakel zurückzuführen sind, deuten darauf hin, dass man sich offensichtlich zu viel aufgeladen hat.

Jedoch nicht nur deshalb gerät Brasilien seit einigen Wochen wieder öfters in die internationalen Schlagzeilen: Im Herbst dieses Jahres ist es Gastland der Frankfurter Buchmesse. Dort wird dieser südamerikanische Riese dann auch auf literarischem Gebiet beweisen, wie vielfältig und phantasievoll, aber auch wie konfliktreich und zerrissen er ist.

Der Eine Welt-Arbeitskreis am Comenius-Kolleg, das auf vielfältigste Weise mit Brasilien verknüpft ist, reagiert natürlich auch auf diese Großereignisse, die in der nächsten Zukunft anstehen. Wir planen im nächsten Jahr kurz vor den Weltmeisterschaften ein schulisches Fußballturnier zusammen mit der Osnabrücker Organisation „Sportler 4 a childrens world“. Deren Vorsitzender John Mc Gurk, der bei solchen Benefizveranstaltungen gerne seinen bunten Schottenrock trägt, hat bereits viele ähnliche Aktionen geplant und durchgeführt. Mit dem dabei von ihm und seiner Gruppe  gesammelten Geld werden Sport- und Schulprojekte in der Favela Jardim Irene im Süden der Millionenstadt São Paulo unterstützt. Das soll bei dem nächstjährigen, von Sponsoren geförderten Fußballturnier ebenso der Fall sein. Hilfe erfährt durch diese Veranstaltung aber auch ein Projekt in Amazonien, zu dem das Comenius-Kolleg schon seit langem gute Kontakte pflegt. Es geht dabei um die Familie Schwade, die ihre Arbeit ganz in den Schutz der amazonischen Regenwälder gestellt hat, indem sie einen nachhaltigen Gartenbau und die Imkerei betreibt. Sie führt zudem für die einheimische Bevölkerung kostenlose Kurse in der Bienenzucht durch und arbeitet in Fragen der nachhaltigen Bewirtschaftung in Amazonien intensiv mit der Universität von Manaus und anderen nationalen und internationalen Institutionen zusammen. Ziel ist es dabei immer, möglichst viele Kleinbauern von der unkontrollierbaren Brandrodung abzuhalten und sie von den Vorteilen einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Bewirtschaftung der oft unfruchtbaren Böden Amazoniens zu überzeugen. 

Der Umwelt verpflichtet fühlen sich auch die Produzenten der Ausstellung „Mensch MACHT Milch“, (abl-ev.de/themen/mensch-macht-milch) die ab Anfang Dezember dieses Jahres im Foyer des Kollegs zu sehen sein wird. An ausgewählten Beispielen von Bauern in Deutschland, in den Niederlanden, in Frankreich und im westafrikanischen Burkina Faso zeigen Germanwatch und die Arbeitsgemeinschaft Bäuerlicher Landwirtschaft, wie die Preispolitik der Europäischen Union das Leben von Milchbauern bestimmt und wie die knallharten Regeln des Welthandels mit Agrarprodukten funktionieren.

Der mittlerweile schon längst zur Tradition gewordene „Brasilianische Karneval“ steht Anfang März 2014 vor der Tür. Sambaklänge und andere heiße lateinamerikanische Rhythmen werden wieder die Aufgabe haben, den hiesigen Winter zu vertreiben. In der Vergangenheit hat sich oft bewahrheitet, dass dieser „Brasilianische Karneval“ dann den besten und stärksten Eindruck hinterlässt, wenn möglichst viele Kollegiaten und Studienkollegiaten an seiner Planung und Durchführung beteiligt sind. Hoffentlich wird es uns gelingen, auch dieses Mal wieder dafür zu sorgen.

Ende April findet dann wie alle zwei Jahre der internationale UNESCO-Projekttag statt. Der dafür festgelegte Titel „Welterbe Erde – mach dich stark für die Vielfalt“ ist bewusst offen gewählt und lässt vielfältige Aktionsmöglichkeiten zu. Wir werden versuchen, das Thema möglichst kreativ umzusetzen, so wie wir es auch in der Vergangenheit – z.B. bei den Themen „Wasser“ und „Ernährung“ – getan haben. Im Mai oder Juni können wir hoffentlich mit dem bereits erwähnten Fußballturnier ein ereignisreiches halbes Jahr abschließen und in die wohlverdienten Sommerferien gehen.

Bernd Lobgesang, Eine-Welt-Koordinator am Comenius-Kolleg

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