26-jähriger Iraker baut sich in Mettingen ein neues Leben auf. Heute studiert der 26-jährige ehemalige Flüchtling in Bielefeld und wird durch das Programm „Geh Deinen Weg“ der Deutschlandstiftung Integration gefördert.

Khezer Khalaf Khezer hat in Mettingen seine neue Heimat gefunden. Dort lebt der 26-Jährige, der in Bielefeld Ingenieurinformatik studiert. Das Foto zeigt ihn vorm Mettinger Comenius-Kolleg, wo er sein deutsches Abitur machte.

METTINGEN. Mit 22 Jahren hat Khezer Khalaf Khezer sein altes Leben im Irak hinter sich gelassen und ein neues in Deutschland begonnen. Heute studiert der 26-jährige ehemalige Flüchtling in Bielefeld und wird durch das Programm „Geh Deinen Weg“ der Deutschlandstiftung Integration gefördert.

Im Mai 2009 betrat Khezer Khalaf Khezer zum ersten Mal in seinem Leben deutschen Boden. „Ich habe mich sicher gefühlt“, erinnert sich der Iraker noch genau. Zuvor war er mit einem Lastwagen aus dem Irak geflüchtet. Mit zwölf weiteren Personen war er 20 Tage lang durch Europa gefahren – um künftig in Freiheit leben zu können. Die Hoffnung: In Deutschland ein neues Leben beginnen.

Trotz irakischem Abitur und einem Studienabschluss in Bibliothekswissenschaften (library science), sah Khezer im Irak für sich keine Zukunft. „Meine Gründe, nach Deutschland zu kommen, waren die religiösen Hintergründe – aber auch politische“, erklärt er in perfektem Deutsch.

Doch der Anfang ist schwer: Der Flüchtling lebt zunächst in München, ist illegal in Deutschland. „Natürlich gab es Gefahren und Probleme während der Fahrt. Man hatte Angst ins Gefängnis zu kommen oder zurückgeschickt zu werden. Und die Nahrung war knapp. Wir hatten kaum Essen und Trinken“, sagt Khezer.

In München meldet er sich bei der Polizei, die ihn für einen Tag in ein Asylbewerberheim bringt. Mitte Dezember 2009 muss er nach Bielefeld. Vor Gericht. Dort erlebt er eine schöne Überraschung: „Ich musste meine Situation erzählen – und habe dann die Niederlassungserlaubnis bekommen.“

Der junge Mann beginnt, die deutsche Sprache zu lernen. In Sprachkursen in Bielefeld und Köln gelingt das schnell. „Spricht man die Sprache der Menschen, dann kann man schneller Kontakt aufnehmen und wird besser aufgenommen“, sagt Kezher rückblickend. Das gilt jedoch nicht für seine Eltern. Die musste er im Irak zurücklassen – auf eigenen Wunsch.

„Meine Eltern sind im Irak geboren und möchten dort wohnen bleiben. Sie sind jedoch stolz darauf, was ich in den letzten vier Jahren erreicht habe“, sagt Kezher und lächelt. Im August 2012 kommt er zum Mettinger Comenius-Kolleg, beginnt mit dem deutschen Abitur. Im Juni 2013 hält er den Abschluss endlich in Händen.

Während dieser Zeit bekommt der 26-Jährige einen Anruf von Christina Gillessen, einer Mitarbeiterin der Stiftung der deutschen Wirtschaft. Gillessen rät Kezher dazu, sich für „Geh Deinen Weg“ zu bewerben. Die Deutschlandstiftung werde ihm helfen, seine Zukunft zu verbessern. Khezer Khalaf Khezer bewirbt sich – und bekommt September 2012 die Zusage. Gisbert Komlóssy, Inhaber der Marketingfirma „intan group“ aus Osnabrück, wird für die nächsten zwei Jahre sein Ansprechpartner und Mentor.

Während seiner Schulzeit wohnt der Iraker mit einem Mitschüler in Mettingen. „Ich habe schnell Kontakt zu den anderen Schülern aufgenommen“, sagt Kezher. Zu zwei Flüchtlingen, die mit ihm nach Deutschland gekommen waren, hat er noch heute Kontakt. „Ich studiere jetzt in Bielefeld Ingenieurinformatik und möchte in Deutschland bleiben. Gerade das Abitur hat mir neue Chancen für eine bessere Zukunft eröffnet“, sagt er. „Und ich habe viele neue Freunde gefunden.“

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