Von den Slums Recifes bis zum Amazonas

Momentan ist die Photoausstellung „Jugend in Brasilien – ein Blick hinter die WM-Fassade“ von Caritas International im Foyer des Kollegs zu sehen. Ausgangspunkt für diese Ausstellung war eine Initiative der fünf lokalen Partner von Caritas International in den Favelas der nordostbrasilianischen Millionenstadt Recife.. Deren Mitarbeiter forderten Jugendliche auf, mit einer Kamera durch ihr Wohnviertel zu gehen und die dortige Alltagsrealität aufzunehmen. Heraus kamen beeindruckende Bilder, die so gar nicht zum Image der aufstrebenden Wirtschaftsweltmacht passen: Zu sehen sind zum Beispiel verschmutzte, ungeteerte Straßen, im Dreck spielende und arbeitende Kinder, auf dem Fußboden kauernde Schüler, die ihre Hausaufgaben machen, und andere, die sich vor dem Schalter der schulischen Essensausgabe drängeln. Die Gesundheitsversorgung ist schlecht, und Drogenbanden gefährden das Leben der Favelabewohner. Gerade die Heranwachsenden, die oft ohne Perspektive sind, geraten gar zu schnell in die Fänge dieser Kriminellen, die ihnen ein besseres Leben durch rasch verdientes Geld im Drogenhandel vorgaukeln. Das Photoprojekt von Caritas International verfolgt deshalb nicht nur den Zweck, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Spaß zu machen, es soll ihnen auch eine Alternative zu einer kriminellen Existenz aufzeigen, die gar zu oft mit einem raschen Tod endet.

Die Ausstellung „Jugend in Brasilien“ kann bis Ende Dezember im Kolleg während der Unterrichtszeit besichtigt werden.

Am Freitag, dem 5. Dezember, wird Silke Tribukait von „Aktion Solidarische Welt“ (ASW) im Foyer des Kollegs einen Vortrag über das drittgrößte Staudammprojekt der Welt halten. Es handelt sich um den von der brasilianischen Regierung mit aller Macht vorangetriebenen Staudamm und das Wasserkraftwerk Belo Monte am Rio Xingu in Amazonien. Tausende von Menschen, darunter viele Indianer, mussten bereits deshalb ihre Häuser verlassen und wurden zwangsweise umgesiedelt. Hunderttausend Brasilianer sind auf der Suche nach Arbeit in die Region eingewandert und haben die ohnehin schon schwierigen sozialen, sanitären und gesundheitlichen Verhältnisse in der besonders von Belo Monte betroffenen Amazonasmetropole Altamira noch weiter verschlechtert. Silke Tribukait war vor wenigen Wochen dort und wird aus unmittelbarer Erfahrung referieren. Sie hat auf ihrer Reise auch mit Mitgliedern der Organisation „Xingu Vivo“ gesprochen, die in diesem Jahr durch eine große Sport- und Benefizveranstaltung der Kollegs eine Spende in Höhe von 1997,50 € in Empfang nehmen konnte.

Die „Aktion Solidarische Welt“ ist eine Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Berlin, die sich insbesondere um die Lage von Frauen in den Ländern der südlichen Hemisphäre kümmert. Der Vortrag beginnt um 10.00 Uhr.

Für Januar 2016 ist ein weiteres „Brasiliengespräch“ geplant. Momentan gibt es noch keinen genauen Termin. Er wird, wenn er festliegt, auch in diesem Informationsforum bekannt gegeben. Ein Thema werden auf jeden Fall die Wahlen und die Wahlergebnisse vom Oktober 2014 sein. Ein weiterer Schwerpunkt ist ein Bericht von dem „Runden Tisch Brasilien“ der bundesdeutschen Brasilien-Organisationen, die vor kurzem am Stadtrand von Leipzig stattfand.

Zu allen hier genannten Aktivitäten sind natürlich alle Freundinnen und Freunde des Comenius-Kollegs herzlich eingeladen.

 

Bernd Lobgesang

 

 

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