Berlin ist eine Stadt, die viel mehr zu bieten hat als über drei Millionen Einwohner und zahlreiche Straßen. Wie ich es bei meinem ersten Besuch in der deutschen Hauptstadt erlebt habe, ist Berlin ein Gefühl, ein elektrisches, neues und aufregendes Gefühl.

Als das 1. Semester des G-Kurses am Studienkolleg anfing, wurden ich und meine Klassenkameraden von unserem Geschichtslehrer Franjo Röhr informiert, dass wir im September eine Klassenfahrt machen könnten und zwar nach Berlin. Wir waren voller Erwartung und konnten nicht warten, bis es endlich September wurde. Die Monate gingen glücklicherweise schnell vorbei.

Nach drei Stunden in einem Zug waren wir am 1. September 2014 in Berlin. Die Stimmung und die Luft in Berlin waren etwas ganz Neues für mich. Im Hauptbahnhof gab es unendlich viele Personen, die hin und her liefen, aber ich fühlte mich nicht nervös oder gestresst, ich fühlte mich wohl.

Nachdem wir unsere Sachen im Hotel gelassen hatten, fing unsere Tour sofort an. Mit der U-Bahn kamen wir zum Pergamonmuseum. Sogar in der U-Bahn konnte man die Essenz Berlins spüren: eine mobile und immer wachsende Stadt. Das Pergamonmuseum ist nicht das einzige Museum, das sich in der Nähe der Prenzlauer Allee befindet. Unter anderem das Alte Museum, das Neue Museum und das Museum für islamische Kunst befinden sich in der Umgebung. Im Pergamonmuseum gibt es eine sehr große Antikensammlung. Wir haben nicht nur den Pergamonaltar gesehen, sondern auch das babylonische Ischtartor und das Markttor von Milet.

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Das Neue Museum war das zweite Museum, das wir besuchten. Die Büste der Nofretete war das Highlight unseres Besuchs. Wir hatten aber auch die Möglichkeit, weitere Teile der Vor- und Frühgeschichte und der Antikensammlung zu sehen.

Als Schluss des ersten Tages war ein Besuch im Reichstagsgebäude geplant. In diesem Gebäude werden die wichtigsten Entscheidungen der Bundesrepublik getroffen. Als wir vor ihm standen, konnte man sich an den 3. Oktober 1990 erinnern, den Tag der Wiedervereinigung Deutschlands nach mehr als 40 Jahren Teilung. Das ist auch ein faszinierender Aspekt von Berlin: in jeder Ecke der Stadt findet man einen Teil der Geschichte. Der Bundestag oder das Parlament der Bundesrepublik finden dort statt. Während unserer Tour wurden wir über die verschiedenen Räume und die Sitzungen, die dort stattfinden, informiert. Es war auf jeden Fall sehr interessant zu lernen, wie die Stabilität in der Bundesrepublik geschaffen wird, aber auch die Komplexität, die benötigt wird, um diese Stabilität zu behalten. So war der erste anstrengende, aber ziemlich erfolgreiche Tag in Berlin vorbei.

Am zweiten Tag fuhren wir noch mal mit der U-Bahn, dieses Mal aber zum Prenzlauer Berg, wo in einer früheren Kulturbrauerei eine Tourismusorganisation entstanden ist. “Berlin on bike” bietet eine preisgünstige und sehr unterhaltsame Möglichkeit, Berlin anders zu erleben. Während meine Klassenkameraden sehr gespannt waren, war ich total nervös, da ich nicht die beste Fahrradfahrerin bin. Nach einer 5-stündigen Fahrt durch den östlichen und westlichen Teil Berlins, verschiedene berühmte Straßen, vorbei an Überresten der Mauer, dem Brandenburger Tor, Märkten und anderen Sehenswürdigkeiten, waren wir begeistert. Berlin erneuert sich ständig, aber es vergisst nicht seine Vergangenheit und das ist in jedem Stadtviertel erkennbar.

Nach einem sehr leckeren Mittagessen in einem Shawarma-Restaurant, gingen wir zu dem jüdischen Museum Berlin. Anders als erwartet, ging es in dem jüdischen Museum nicht nur um den Holocaust, sondern um die tiefen Beziehungen zwischen Deutschland und dem jüdischen Volk. Es war ein überraschender und sehr bedeutsamer Vortrag, der uns nicht nur informiert hat, sondern auch zum Nachdenken gebracht hat. So war der zweite ereignisreiche Tag schnell vorbei.

Am dritten Tag fuhren wir zur Gedenkstätte Berlin- Höhenschonhausen. Dort stand während der Teilung Deutschlands eines der bekanntesten Stasi-Gefängnisse, wo Menschen nicht nur gefangen gehalten wurden, sondern auch psychologisch und physisch gefoltert worden sind. Unser Führer war selbst Häftling in dem damaligen Gefängnis gewesen. Seine Erzählungen und die grausam unwürdigen Installationen, in denen die Häftlinge leben mussten, waren sehr lebendig und bewegend. Es war auf jeden Fall schockierend zu sehen, wie unmenschlich tausende DDR-Bürger behandelt worden sind. Es war aber auch überraschend, wie viele davon ihre Vergangenheit akzeptiert haben und eine bessere Zukunft erreichen wollen, indem sie z.B. als Guide im Museum bzw. einer Gedenkstätte arbeiten und jungen Menschen und Touristen über ihre Geschichte berichten.

Nachmittags gingen wir zum Alexanderplatz, danach zum Brandenburger Tor und schließlich haben wir uns die Graffitis auf den Mauerüberresten angeguckt. Es war ein entspannter und sonnenreicher Nachmittag, der uns als Klasse näher zusammengebracht hat.

Abends gingen wir zusammen in einem sehr traditionellen türkischen Restaurant essen und erzählten über die lustigen und humorvollen Erlebnisse, die wir in Berlin hatten. Es war ein toller Abend, der mich an alle schönen und neuen Sachen, die ich in Berlin erlebt habe, erinnert hat.

Unser letzter Tag war kürzer als die anderen, weil der Zug nach Osnabrück um 12:30 abgefahren ist. Wir gingen zum Bauhaus-Archiv, einem Architektur-, Design- und Kunst-Institut, das im Jahr 1919 in Weimar gegründet wurde und heutzutage seine wichtigste Filiale in Berlin hat. Berlin ist eine Stadt, die ihre Geschichte nicht vergisst. Es ist gleichzeitig eine sehr modernere und renovierte Stadt, die stets aktuell und bereit für die Zukunft ist. Dieses moderne und artistische Wesen konnte man im Bauhaus erkennen.

So war unsere Kursfahrt nach Berlin vorbei, viel schneller als ich es mir vorgestellt habe. Für mich war Berlin ein einzigartiges Erlebnis: ich habe mich dort lebendig gefühlt. Meiner Meinung nach muss eine Stadt nicht unbedingt “picobello” sauber oder total organisiert sein, um dich zu faszinieren, sondern eine besondere Stimmung haben, die dich erfüllen kann, dich zu einer besseren, glücklicheren Person machen kann, dich aber dich selbst sein lässt. In Berlin schließen sich zahlreiche Kulturen zusammen, aber die Hauptstadt verliert ihre Identität nicht. Es war mein erstes Mal in Berlin und nur vier Tage waren genug, um dort bleiben zu wollen. Berlin ist eine internationale Stadt, die ihre Türen für alle geöffnet hat. Ich verstehe jetzt, was Martin Luther King einmal sagte: “Berlin ist die Achse, um die sich das Rad der Welt dreht“ – und wir vom G 2 Kurs des Studienkollegs Mettingen waren mit unserem Kursleiter Franjo Röhr dort.

 

Für den Kurs G2-Studienkolleg Mettingen

Sara Ortega

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