Wann reißt der Himmel auf – auch für mich?

Agape am 30. Juni 2014

 Mit dem Thema Wann reißt der Himmel auf – auch für mich?“ haben wir in der letzten Agape-Feier besonders die neuen Studierenden des ersten Semesters und die neuen Studienkollegiaten begrüßt.

 Eine erste Fragerunde ergab:

Viele Studierende kommen mit großen Hoffnungen und Erwartungen.

 In dieser Agape-Feier haben wir genau diese Hoffnungen und Erwartungen in den Blick genommen:

Wohin gehen wir? Was erwarten wir? Welche Hoffnungen und Wünsche haben wir? Wie sieht unser bisheriger Lebensweg aus?

 Zwei Studierende haben ihre bisherigen Lebenswege aufgeschrieben. Zwei Lebenswege, die nicht immer geradlinig verlaufen sind. Sie zeigen vielmehr Brüche, Umwege und zeitweilig steinige Passagen. Aber beide Studierende haben Erwartungen und Hoffnungen.

 Aram:“(…) Ich bin nun endlich nach 17 Jahren Flucht und Vertreibung aus meiner Heimat in Deutschland angekommen und mit dem Besuch des Studienkollegs habe ich die Hoffnung, dass ich meinen alten Traum, Lehrer zu werden, etwas näher gekommen bin“.

 Maria erklärt: „(…) Ich möchte meine zweite und vielleicht letzte Chance nutzen. Ich möchte mit der Fachhochschulreife oder dem Abitur bessere Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt finden. Ich möchte nun endlich auch mal meinen Interessen und Neigungen nachgehen.

Mein Traum: … nach dem Abitur studieren! Vielleicht Architektur oder Design: Wenn das klappt, das wäre super!“

 Diese beiden Beispiele zeigen: Lebenswege verlaufen unterschiedlich und sind häufig nicht geradlinig. Da gib es leichte Wegstrecken, aber auch Steine, die im Wege liegen.

Jeder hat sicherlich diese Erfahrungen gemacht: Steine, die auf dem Weg liegen.

Symbolisch nachempfunden durch einen unregelmäßig verlaufenden Weg, der aus Steinen gestaltet quer durch die Aula unserer Schule läuft.

 Alle sind eingeladen, einen Stein aufzunehmen und ihn mit der Hand festzuhalten. Die meisten Steine sind allerdings nicht so schön glatt, rund und angenehm, sondern kantig, spitz und andere auch relativ schwer.

 

Steinmeditation

Nimm den Stein fest in die Hand
und schließe deine Augen,
fühle ihn.
Er ist hart,
so wie unser Herz es oft ist,
hart wie Stein.
Er ist kalt,
und aalglatt,
und gefühllos,
und kantig,
scharf
und verletzend
Der Stein ist schwer.
Denke nun in ihn alles hinein,
was dich belastet,
all deine Schuld,
all deine Angst,
all deine Aggression,
all deine Wut.
Der Stein wird ganz schwer.
Er wird zum Zeichen,
zum Symbol,
deines Versagens,
deines Misstrauens,
deiner Lieblosigkeit,
deiner Unfähigkeit,
deiner Grenzen,
deiner Armut.
Diesen kalten, schweren Stein,
einen Teil deines Lebens,
wirst du allein nicht los.
Gewiss, du kannst ihn wegschleudern auf andere,
doch bleibt er dein Stein.
Du kannst ihn beiseite legen und verstecken,
doch wirst du immer wieder über ihn stolpern.
Du kannst so tun, als gäbe es ihn nicht,
doch wirst du nicht aufhören, seine Last zu spüren.
Du bist allein mit deinem Stein,
verdammt, ihn zu tragen.
Er ist ein Teil von dir.
Ein Teil deines Lebens, deiner Geschichte.

 

 Mit dem Videoclip – „Wann reißt der Himmel auf – auch für mich? – von der Band Silbermond wurde übergeleitet zu der Frage:

„Ist nicht irgendwo da draußen ‚n bisschen Glück für mich?

Irgendwo im Tunnel endet das Licht

Und wann gibt es für mich

Nur ein kleines bisschen Glück!“

 

Die Frage: „Wann reißt der Himmel auf? – Auch für mich, auch für mich!“ – drückt die Sehnsucht nach etwas aus, das wir uns alle wünschen: „Nur ein kleines bisschen Glück – auch für mich!“

Aber was bedeutet das eigentlich? Wann reißt für dich persönlich der Himmel auf? Was ist für dich Glück?

 Zu dieser Frage wurde in der Schule eine kleine Umfrage gemacht, aus der einige Studierende Beispiele vorlesen.

 

Die Frage nach dem Glück ist eine ewige Frage des Menschen. Dazu gibt es in der Geschichte der Menschen ganz unterschiedliche Hinweise. Eine sehr interessante Antwort auf die Frage, was Glück bedeutet, haben wir in der Bibel gefunden. In den „Seligpreisungen“ hat Jesus uns Menschen Antworten gegeben.

 Die ersten Seligpreisungen sind deshalb auch als Zuspruch und Glückwunsch zu verstehen.
Interessant ist dabei aber, wem Jesus Glück wünscht und wir müssen sehen, dass Jesus ausgerechnet diejenigen, die nach unseren Vorstellungen weit vom Glück entfernt sind, beglückwünscht. Es sind die vielen Menschen, die Leid tragen, oder um im Bild unserer Steinmeditation zu bleiben, die, die schwere Steine zu tragen haben. Ihnen spricht er Mut zu. Ihnen ist das Glück zugesagt. Und dieser Zuspruch ist nicht eine billige Vertröstung, sondern beinhaltet auch die Aufforderung an uns alle. Denn das Glück fällt nicht einfach vom Himmel.

 

Abschluss der Steinmeditation:

Nur, wenn einer kommt und

seine Hand um dich legt,
um deinen Stein,
wandelt sich seine Kälte um in Wärme.
Nur wenn einer kommt und dir sagt,

ich vergebe dir,
kannst du die Last deines Steines tragen –

er-tragen.
Nur wenn einer kommt, und dir sagt,

ich liebe dich
auch mit deiner Schuld,
auch mit deiner Angst,
auch mit deiner Wut,
auch mit deiner Unfähigkeit,
auch mit deinen Grenzen.
Nur wenn so einer kommt,
kannst du lebendig werden.

Herr, erbarme dich unser.

 

 

 

 

Ideen und Texte von:

Eva Hellner und Franjo Röhr

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