Er hat in seinem Leben in viele Abgründe geschaut. Und doch hat ihn das in seinem Glauben an Gott gestärkt. Diesen Glauben und das Vertrauen zu Gott hat Pater Serafin bis zuletzt unter anderem in den heiligen Messen im Elisabeth-Krankenhaus vermittelt. Am Freitagmorgen ist der beliebte Franziskanerpater im biblischen Alter von 102 Jahren gestorben. Er wird Mettingen fehlen.

Dabei war der Pater gar nicht so glücklich, wie er in seiner offenen Art einmal einräumte, als er 1967 nach Deutschland berufen wurde. In der Tüöttengemeinde wurde der Franziskaner aber schnell heimisch. Das habe auch an den Menschen gelegen, die bereit waren, sich inspirieren zu lassen, sagte er mit Blick auf seine Anfangszeit in Mettingen. Mit seiner Warmherzigkeit konnte der Pater den Menschen nahebringen, welch ein Zugewinn der Glaube für das Leben ist.

Pater Serafin wurde am 30. Januar 1913 als Josef Prein in Metelen geboren. Er besuchte das Missionsgymnasium im Kloster Bardel. Nach Abschluss seines Noviziats studierte er Philosophie und Theologie auf Hochschulen des Franziskaner-Ordens in Olinda und Salvador Baia in Brasilien. Am 22. Mai 1937 wurde Pater Serafin zum Priester geweiht. Als Kaplan und Pfarrer arbeitete er zunächst als Volksmissionar. Er gründete fünf Franziskaner-Klöster, 1959 auch den Konvent in Mettingen.

Er ließ Pfarrkirchen, Kapellen und Schulen bauen, schuf Asyle für Alte und Kranke. Bei dieser Arbeit stieß der Priester auch an Grenzen. Er musste verhungerte Kinder beerdigen und kümmerte sich um die Aussätzigen. „Ich habe Gott gefragt, wie er so etwas zulassen kann“, sagte er einmal. Letztlich habe ihm dieser Zweifel immer wieder Glaubenskraft gegeben.

Eine Herzensangelegenheit war Pater Serafin die Gleichberechtigung der Laienbrüder. Zudem setzte er sich für die Mitbrüder ein, die den Orden verlassen wollten. Er warnte auch immer davor, Menschen, die nicht glauben, zu verurteilen. Das sei unklug, gerade für einen Christen. Zeit seines Lebens versuchte Serafin, sich an die Grundhaltung des heiligen Franziskus zu halten. Das Evangelium zu leben, nicht nur zu hören.

Nach zwölfjähriger Amtszeit als Provinzial in Brasilien begann der Pater die Berufspastoral der Franziskaner von Deutschland, insbesondere von Mettingen aus zu fördern. In der Tüöttengemeinde war er maßgeblich an der Gründung des Comenius-Kollegs beteiligt, dessen erster Kollegdirektor er war.

Serafin wohnte zusammen mit Pater Osmar und Pater Donatus in Mettinger Konvent. „Ich habe seine Offenheit und seinen natürlichen Umgang mit den Zweifeln sehr geschätzt“, sagt Mitbruder Pater Osmar Gogolok. Vor allem durch seine direkte und überzeugende Art habe er vielen Menschen Sorgen nehmen können.

Quelle: IVZ, 27.03.2015

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