In den vergangenen 20 Monaten war die junge Brasilianerin am Comenius-Kolleg in der Tüöttengemeinde zu Hause. Jetzt führt ihr Weg nach Aachen. Dort möchte sie Architektur studieren. „Ich habe Mettingen als Sprungbrett für mein Studium in Deutschland genutzt“, sagt sie. Ihr brasilianischer Schulabschluss wird in Deutschland nämlich nicht anerkannt. Somit war sie verpflichtet, ein Studienkolleg zu besuchen. Ihre Wahl fiel gleich auf Mettingen.

Dort gebe es nämlich keine Studiengebühren. Und durch die Verbindung mit Brasilien sei es für die Südamerikaner einfacher, in der Region eine Heimat zu finden. Bela war schon als 17-Jährige ein Jahr lang in Deutschland zur Schule gegangen – im Rahmen eines Austauschjahres. Da sie damals kaum ein Wort Deutsch sprach, kam Bela im Juli 2012 nach Hessen und besuchte dort zunächst einen Monat lang einen Sprachkursus.

„Nach einem Monat konnte ich schon überleben“, erinnert sich die Studentin, die in Brasilien ihr Abitur ablegte. Für ein Jahr ging sie zum katholischen Norbertusgymnasium nach Magdeburg und lebte dort in einer Gastfamilie. „Ich darf sie Mama und Papa nennen, so habe ich schon eine Familie in Deutschland“, berichtet die Austauschschülerin, die sich in Magdeburg auch gut in die Pfarrgemeinde integrieren konnte.

Isabela da Matta reiste dann wieder nach Brasilien, um ein Vorbereitungssemester für die Universität zu besuchen. „Ich hatte schon einen Studienplatz in Brasilien, aber ich habe mich für Mettingen entschieden“, sagt Bela und strahlt. Im Studentenwohnheim St. Franziskus bezog sie eins der sieben Zimmer. Die Lehrer am Kolleg hätten ihr das Leben in der Tüöttengemeinde einfach gemacht. Einige Verbindungen sind zudem beim Tennisspielen und Zumba tanzen entstanden.

Pastor Paul Ehlker lud die Studentin auch zum Bibelkreis ein. „Plötzlich fühlte ich mich wie zu Hause, wo ich viel Jugendarbeit gemacht habe und mich in der Sozialarbeit, bei der Firmvorbereitung und als Volontärin beim Weltjugendtag in Rio de Janeiro im Sommer 2013 engagierte. Ich konnte über meinen Glauben sprechen“, sagt Bela. Neben Bibelgesprächen standen unter anderem Grillabende, brasilianisches Essen kochen und die Teilnahme am „Marsch für das Leben“ in Berlin auf dem Programm.

„Nach Aachen zu gehen war ein Traum und jetzt ist er Wirklichkeit geworden“, sagt die junge Frau. Der Schwerpunkt Stadtplanung und Sozialbau interessiert die 20-Jährige besonders. Sie möchte, dass die Lebensqualität, die sie in Deutschland hat, auch in anderen Ländern etabliert. Mit ihrem Beruf will die Brasilianerin für die Zukunft der Ärmsten in ihrer Heimat etwas gegen Armut tun. In Aachen wird Bela wieder in einem Studentenheim wohnen.

Das luso-brasilianische Studienkolleg
Etwa 160 Studenten aus mehr als 30 Nationen besuchen jeweils zwei Semester lang die „Internationale Schule – Luso-brasilianisches Studienkolleg“ in Mettingen. Alle Studenten haben ein Abitur in ihrem Heimatland absolviert, welches in Deutschland nicht ohne den einjährigen Besuch eines Studienkollegs anerkannt wird. Rund die Hälfte der rund 30 Wochenstunden wird das Fach Deutsch unterrichtet. Der Besuch der Lehrveranstaltungen ist kostenfrei. Die Kosten der Ausbildung übernehmen der Träger des Kollegs, der Franziskaner-Orden der Nordostbrasilianischen Provinz und das Land NRW.

 

Quelle: IVZ, 30.09.2015 (http://www.ivz-aktuell.de/lokales/mettingen_artikel,-Isabela-da-Matta-aus-Brasilien-Mettingen-ist-eine-schoene-suesse-Stadt-_arid,508391.html)

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