Mehr als drei Jahrzehnte war Pater Walter in Brasilien.  1979 hatte er sich dazu entschieden, Ordensbruder zu werden. Seit dem vergangenen Jahr hat sich der Kreis für Pater Walter wieder geschlossen. Er ist zurück im Franziskaner-Konvent (neben dem Comenius-Kolleg) in Mettingen, wo alles begann.

Pater Walter 2016

METTINGEN. Nach einem Gespräch mit Pater Osmar (langjähriger Leiter des Comenius-Kollegs) im Mettinger Konvent der Franziskaner traf Walter Schreiber 1979 seine Entscheidung: Er wurde Ordensbruder in der Provinz des Heiligen Antonius in Recife. Der Provinz im Nordosten Brasiliens, zu der auch der Mettinger Konvent gehört. (Träger des Comenius-Kollegs)

Seit dem vergangenen Jahr hat sich der Kreis für Pater Walter wieder geschlossen. Nach 35 Jahren in Brasilien ist der 69-Jährige, der aus Klein-Winternheim in der Nähe von Mainz stammt, in die Tüöttengemeinde zurückgekehrt. An den Ort, an dem für ihn alles begann. Jetzt unterstützt er dort eben jenen Pater Osmar und Pater Donatus bei der Arbeit im Konvent.

Bevor sich Walter Schreiber 1979 für den Franziskanerorden entschied, arbeitete er in einer dänischen Handelsfirma in Offenbach. Schreiber war auch politisch engagiert. „Vor allem die sogenannte Dritte Welt hat mich angezogen“, sagt er. Seine Schwester arbeitete bereits in den 70er-Jahren in Recife in der Entwicklungshilfe. Bei einem Urlaubsbesuch hatte er erste Kontakte mit Franziskanern. Auf der Rückreise reifte der Gedanke in Schreiber, eine Zäsur in seinem Leben zu machen.

1980 legte er seine Profess ab. In Recife studierte der Franziskaner Philosophie und Theologie. Dabei lernte er eine andere Kultur sowie eine andere von der Befreiungstheologie geprägte Kirche kennen. Zusammen mit zwei Mitbrüdern wurde Schreiber zunächst in einem ärmeren Wohnort in der Nähe von Recife untergebracht. Dort hat ihn vor allem beeindruckt, wie viel Freude die Menschen dort trotz aller Not empfinden können.

Im Gegensatz zur Kirche in Deutschland sei das Gemeindeleben in den brasilianischen Pfarreien nicht so sehr auf die einzelnen Priester konzentriert. Die Arbeit werde viel stärker von Laien organisiert. Der enge Kontakt zur Bevölkerung vor Ort habe ihn erfahren lassen, wie viel Kraft die Menschen aus ihrem Glauben schöpfen, erzählt der Pater.

Nach dem Studium lebte Walter Schreiber in Propriá im Bundesstaat Sergipe. Dort wurde er 1990 zum Priester geweiht. „Ich habe mich nach dem Studium noch ein bisschen einleben können, ohne das Amt des Priesters zu haben“, erklärt Schreiber. Denn für viele Menschen dort, sei der Priester eine große Respektsperson. Das könne auch Distanz schaffen. Später war Pater Walter unter anderem als Magister in der Ausbildung studierender Franziskaner tätig. Ferner arbeitete er als Guardian und Provinzökonom.

Natürlich sei es für ihn eine Umstellung gewesen, nach Mettingen zu kommen, berichtet der Franziskanerpater. Er sei aber kein Typ, der zurückschaue. Nach 35 Jahren Brasilien macht sich manchmal sein leichter portugiesischer Akzent bemerkbar. Im Mettinger Konvent übersetzt Pater Walter Schriften für das von Mitbruder Osmar geführte Institut für Brasilienkunde. Ferner kümmert er sich um den Kontakt zum Pater-Beda-Kreis. Darüber hinaus will sich der Franziskaner beim Arbeitskreis Asyl für Flüchtlinge engagieren.

In Mettingen fühlt sich der 69-Jährige sehr wohl. Unbekannt ist ihm der Ort ja auch nicht. Neben dem Gespräch mit Pater Osmar, mit dem sein Ordensweg begann, verbrachte Pater Walter während seiner Heimaturlaube stets ein paar Tage in der Tüöttengemeinde.

Text: Oliver Langemeyer

Quelle: IVZ, 14.01.2015; http://www.ivz-aktuell.de/lokales/mettingen_artikel,-Pater-Walter-nach-35-Jahren-zurueck-in-der-Tueoettengemeinde-_arid,540597.html

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