Bericht in der Neuen Osnabrücker Zeitung

Bericht einer Besucherin:

Leidenschaftlich, bunt, Froh…
33 Jahre Bio

Ein schöner, sonniger Morgen hat unsere große Studentengruppe am 4. Juli begrüßt. Wir, das sind die beiden M-Kurse vom Studienkolleg des Comenius Kollegs in Mettingen, aber unsere heutige Geschichte findet nicht am Kolleg statt!

41 Gesichter haben sich voller Bewunderung am Bus getroffen, den unsere Deutschlehrerin, Karin Thomas, gemietet hatte. Sie hatte die Exkursion organisiert. „Guck mal! Fünf Sterne hat der Bus!“ wurde öfter gehört. Schnell sind wir eingestiegen, weil „der frühe Vogel den Wurm fängt.“

Um 9 Uhr fuhren wir schon durch die grüne Landschaft, mit selbstgebackenem Kuchen als Menü für unterwegs direkt zu dem Abenteuer. Der Busfahrer, Herr Hoestein schenkte uns eine sichere und gemütliche Fahrt, obwohl das typische „Und wie lange dauert es?“ nicht gefehlt hat. Nach einer halben Stunde erreichten wir unser Ziel: den Bio-Betrieb „Gemüsegärtner aus Kalkriese“. Hier empfing uns Burkhard Preckel, einer der Chefs. Nach seinem Studium der Landwirtschaft hat er mit drei anderen Mitstreitern den Betrieb vor 33 Jahren gegründet, zu einer Zeit als hier in Deutschland kaum jemand wusste, was Bio eigentlich bedeutet. Er hat uns engagiert und fachkundig drei Stunden den Betrieb gezeigt.

Herr. Preckel zeigte zuerst die Gewächshäuser, wo es voll bis zum Dach mit Gemüse war. Er hat uns jede Menge Details erklärt, vom Samen bis zur Pflanze, wie die Bio-Produktion abläuft. In diesem Jahr ist das Haus dicht mit Gurken, Tomaten und vielfältigen Kräutern bestückt.
Um den Boden gut zu erhalten, werden die Ernten jedes Jahr getauscht.

In einem Gewächshaus finden stets umfangreiche Kreisläufe statt: von dem Wasser, das direkt unter der Erde [die mit kontrollierter Gründüngung bereichert wird] bis zur Beleuchtung von oben, damit manche Pflanzen im Winter mehr Licht erhalten. Alles wird regelmäßig – auch mithilfe von Computern – kontrolliert. Eine kleine Pflanze fängt in einen Kistchen an und wächst mit großer Pflege auf einem bewässerten Tisch. Danach, wenn sie stark genug gewachsen ist, kommt sie erst in die Sonne raus.

Auf in die Gärtnerei! Mit Hilfe von unserem Busfahrer haben wir die enge Straßen überquert und sind auf den Freilandfeldern der Gemüsegärtner gelandet. Mit sehr viel Sonne vom Himmel (Ich komme zwar aus Venezuela, kann aber dennoch die Sonne nicht so gut vertragen), haben wir gehört wie die Zwiebeln, Schnittlauch, Möhren, Salate und sogar die Blumen gepflegt werden. Wir haben viel von der Bodenbeschaffenheit , über biologische Schutz – und Pflegemaßnahmen erfahren. Mit sehr viel Leidenschaft und Einsatz wird hier gearbeitet: eine bestimmte Distanz zwischen den Pflanzen wird eingehalten, Netze auf die Möhren gegen Fliegen gelegt, Unkraut abgeflammt und die Ernte direkt von Hand durchgeführt, etc.

Was von den Pflanzen nicht gebraucht wird, bleibt im Boden als Hauptbestandteil der Gründüngung. Die Pflanzen ernähren sich von den Resten und von biologischem Mistkompost. .

Unter einem mächtigen Sonnensegel befinden sich die Kühlräume und die Packstation für die Gemüsekisten. Das Sortiment der Kisten kann wöchentlich individuell online oder telefonisch bestellt werden und werden in einem Umkreis von 70 Kilometern ins Haus geliefert. Ab einem Bestellwert von 25€ ist die Lieferung kostenfrei. Ansonsten findet man die Gemüsegärtner vier Mal in der Woche auf Osnabrücker Wochenmärkten. Alle Mitarbeiter geben sich große Mühe, das konnte man merken.

Zum Schluss konnten wir die leckeren Produkte des Betriebes probieren. Ein großer Tisch war für uns dekoriert und Brot, Käse, Obst und Säfte konnten von uns verzehrt werden. Viele sagten:“Oh,wie lecker ist das!“

Mit vollen Bauch hatten wir auch die Möglichkeit, kompliziertere Fragen zu stellen, über Produktionsfaktoren, Massentierhaltung, Kontrollen, andere Firmen, Gentechnik und vieles mehr. Natürlich wurde Burkhard auch gefragt, wie viel er verdiene.Mit einem Lächeln antwortete er:: „Als Bioanbauer wird man nicht reich, er ist zufrieden und glücklich.“
Wichtig für ihm war es auch zu erläutern, dass trotz der Schwierigkeiten des Bio-Anbaus, dort unsere Zukunft liege, „denn Bio ist die einzige Alternative, die gut zu unseren Klimaschutzidealen passt“.

Nach drei intensiven Stunden mussten wir uns verabschieden, um mit unserem neuen Wissen nach Mettingen zurückzukehren.

Die Frage ließ nicht mehr: Bio oder nicht Bio? Wenn jeder Mensch die Möglichkeit hätte, so einen Ausflug zu machen, wären die Antworten klar.

Die richtige Entscheidung liegt dann an uns allen.

Maria Daniela Arias Castro

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