Vom 30. August bis zum 3. September war ich mit einer Gruppe von 11 Kollegiatinnen und Kolle-giaten in Florenz unterwegs. Ursprünglich sollte es eigentlich nach Portugal gehen, da eine Fahrt für den Grundkurs Portugiesisch geplant war, aber leider waren die Kosten für diese Exkursion zu hoch. Also schlug ich Florenz vor.

Warum gerade Florenz? Wer sich auch nur ein bisschen für Kunst und Kultur interessiert, sollte we-nigstens einmal in seinem Leben diese herrliche Stadt besuchen. Bei dem das nicht der Fall ist, bie-ten sich ohne Zweifel andere und lohnenswertere Ziele an. Nun denn: An keinem anderen Ort der Welt als in Florenz finden sich in dieser Fülle so viele Kunstgegenstände auf engstem Raum. Zu verdanken ist das auch der letzten Vertreterin der Herrscherfamilie der Medici, die ihren ganzen un-ermesslichen und unverschämten Reichtum der Stadt unter der Bedingungen vermachte, das nichts von diesem Erbe verkauft werden dürfe. Die Stadt nahm das Angebot an und sicherte sich damit ei-nen bleibenden Platz in der Reihe der Kunsthauptstädte der Welt.

Während der drei Tage, die uns zur Verfügung standen, konnten wir natürlich nur einen Bruchteil von dem Glanz der Medici sehen, aber allein schon der Gang durch die Stadt mit ihren hohen Ge-bäuden vom Spätmittelalter bis zur jüngsten Neuzeit (sie gehen auf Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges zurück) ist für Kulturfreunde ein Genuss. Und weiter: Wir besuchten die be-rühmte Gemäldegalerie im Palazzo Pitti auf der südlichen Seite des Arno (das ist der Fluss, der durch die Stadt fließt), betrachteten uns die 5,17 m hohe Originalstatue des David von Michelangelo in der Galeria dell‘ Accademia, bestaunten, wenn auch leider nur von außen, den Dom – immerhin die viertgrößte Kirche der Welt – und die berühmte Bronzetür der Taufkapelle, eine der weltweit wertvollsten Arbeiten dieser Art. Natürlich handelt es sich bei dieser Tür um eine Kopie, denn heut-zutage ist ja nichts mehr sicher vor Diebstahl und Graffitischmierereien. In den Dom und in die Taufkapelle kamen wir leider nicht, da die Warteschlangen einfach zu lang waren. Sozusagen als Ersatz dafür statteten wir der nicht minder interessanten Franziskanerkirche Santa Croce einen Be-such ab. Berühmt ist sie vor allem wegen ihrer Grabmäler für berühmte Italiener wie den Astrono-men Galilei, den Philosophen Machiavelli, den Komponisten Rossini und das Multitalent Michel-angelo. Auch dem berühmten Dichter Dante, der aus Florenz stammt und zu den Gründungsväter der italienischen Literatur und Sprache zählt, wurde fünfhundert Jahre nach seinem Tod ein Denk-mal in Santa Croce errichtet.

Den ersten Nachmittag nutzten wir zudem dazu, eine kleine Busfahrt auf der Panoramastraße in die Nachbarstadt Fiesole zu unternehmen. Von dort aus kann man einen schönen Blick auf ganz Florenz werfen, nicht nur auf die Innenstadt, sondern auch auf die weitaus weniger schönen Vorortviertel. Dort in Fiesole, das auf einem Berggrat des Appeningebirges liegt, besuchten wir auch das kleine, idyllisch gelegene Franziskanerkloster San Francesco und die etruskisch-römische Ausgrabungs-stätte von Faesulae, der antiken Vorgängerin Fiesoles. In ihrem gut erhaltenen Theater konnten wir uns von der hervorragenden Akustik dieses fast 2000 Jahre alten Gebäudes überzeugen: Jedes Wort, das unten in dem Orchestra genannten Spielbereich gesprochen wird, kann auch noch in den obers-ten Sitzreihen gut verstehen. Ein Besuch in dem nur wenige Meter entfernten und allein schon durch seine Ausmaße beeindruckenden Dom San Romulo schloss diese gelungene Stippvisite nach Fiesole ab.

Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle all den Florentinern, die mit sehr viel Geduld die tagtäg-lichen Heerscharen von Touristen ertragen und auch uns gegenüber immer freundlich waren. Wir genossen die kulinarischen Spezialitäten einiger Restaurants, wie z.B. von „Da Dino“, und prüften auch mit Erfolg die Qualität der verschiedenen Sorten des Chiantiweines. Die zum Anbaugebiet des Chianti gehörenden Weinberge beginnen direkt südlich vor den Stadttoren von Florenz und belie-fern so manche Trattoria, wo wir recht preiswert aßen und tranken. Wir blieben von Nepp, Betrug und Diebstählen verschont und traten nach drei ereignisreichen Tagen frohgemut die Heimreise an.

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Bernd Lobgesang

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